Eine Frage des Kopfes

Ohne Kissen zu schlafen, geht nicht. Die Kissenbeschaffenheit gefährdet das Wohlgefühl so sehr wie sonst höchstens Übernachtungswucher oder Straßenlärm.

Eine kleine Nestbeschmutzung: Woche für Woche empfiehlt das SZ-Magazin in der Reiserubrik Hotel Europa ein Lieblingshotel. Stets liebevoll recherchiert, von der Familiengeschichte der Besitzer über den Vornamen des Kochs, die exakte Quadratmeterzahl des Spa-Bereichs, die Holzsorte des Bettgestells bis zum Muster des Duschvorhangs. Aber das entscheidende Detail wird immer vergessen: Wie waren die Kopfkissen? Dabei entscheidet doch nichts so sehr über Wohl und Wehe einer Hotelnacht wie das richtige Kissen. Wer kennt nicht diese unruhigen Stunden, in denen man sich auf zu dicken oder zu harten Kopfkissen durch zahllose Schlafpositionen wälzt? Oder versucht, ein 80-mal-80-Zentimeter-Kissenungetüm auf vertraute Größe zusammenzufalten? Nur um mit einer saftigen Halsverrenkung aufzuwachen. (Notlösung: der zusammengerollte Pullover.)

Ohne Kissen zu schlafen, geht nicht. Die Kissenbeschaffenheit gefährdet das Wohlgefühl so sehr wie sonst höchstens Übernachtungswucher oder Straßenlärm. Da kann der Blick aufs Meer noch so schön sein, am Ende des Wochenendes mit dem falschen Kissen sehnt man sich nur mehr nach dem Bett zu Hause. Vielreiser nehmen darum gleich das eigene Kissen mit. Die Bettdecke, noch so ein Thema (Stichwort: Südeuropa im Winter), ist zu groß für den Koffer, aber ein Kissen passt fast immer hinein. Schon auf der Autofahrt oder im Flugzeug dankt man sich dafür. Das perfekte Kissen zu finden, ist nun aber nicht leicht, so viel muss beachtet werden: Ist man Bauchschläfer, Rückenschläfer, Seitenschläfer oder Mischschläfer? Schwitzt man viel oder wenig? Wie hart ist die Matratze? Wie lang der Hals, wie breit die Schultern? All das beeinflusst den Wirbelsäulenverlauf, den das Kopfkissen möglichst wenig verändern soll. Wenn es nach mir geht, beginnen wir hier bald mit der Reisekolumne Hotelkissen Europa.

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