Kann auch eine Statistenrolle für Sie reizvoll sein?

Der Schauspieler Klaus Maria Brandauer über sein böses Lächeln, die Schwierigkeiten der Pubertät und die angemessene Haltung für ein Denkmal.

    Geboren: 22. Juni 1943 in Bad Aussee (Steiermark) 
    Beruf: Schauspieler
    Ausbildung: Abitur, Schauspielstudium in Stuttgart (abgebrochen)
    Status: Satansbraten

    Ist schon eine Weile her, da saßen Klaus Maria Brandauer und Campino beim Essen. Der Sänger der Toten Hosen monologisierte, dass er es moralisch nicht verantworten könne, ein Kaviarbrötchen für 300 Mark zu kaufen. Brandauer aß. Plötzlich - Campino fühlte sich schon fast einsam mit seinem Luxusproblem - sagte Brandauer: »Was? 300 Mark? Das Brötchen hätte ich gestohlen.« Na klar! Brandauer hat sich immer genommen, was ihm aus seiner Sicht zustand. Hauptrollen zum Beispiel, so wie 1981 die in Mephisto. Der Film bekam einen Oscar, Brandauers weiß geschminktes Teufelsgesicht ging um die Welt, er selbst wurde zum Star. Er war der Bösewicht in Sag niemals nie, der untreue Ehemann von Meryl Streep in Jenseits von Afrika und natürlich Hamlet, ach, eigentlich hat er alle großen Rollen am Wiener Burgtheater gespielt, 2010 beim Berliner Ensemble den Wallenstein zehn Stunden lang vom Rollstuhl aus - Brandauer hatte sich an der Bühnenwand den Mittelzehknochen gebrochen. Bei keinem wirkt das Dunkle so verführerisch wie bei ihm: dieser wache Blick aus kleinen Augen, die Stimme schnarrend, doch samtweich. Gerade ist er in Der Fall Wilhelm Reich im Kino zu sehen.

    Fotos: Dominik Butzmann