Blätter, die die Welt bedeuten

Salat ist unpraktisch, schmeckt eher fad, ohne Dressing kriegt ihn kein Mensch runter. Warum strahlen die Frauen in der Werbung dann immer so?

Klar, die gebratene Hähnchenbrust, die obendrauf liegt, die ist gut. Tunfisch: auch lecker. Eier, gerne. Selbst die Gurken, Tomaten und Karotten kann man essen, wenn sie nur lange genug im Honig-Senf-Dressing gelegen haben. Aber was übrig bleibt, dieses sperrige, fade Grün, ist furchtbar. Das weiß jeder. Sogar diese Werbefrauen wissen es. Ganz klarer Fall von vorgetäuschtem Salatgenuss.

Aber warum? Was wollen die uns mit ihrer penetranten Fröhlichkeit verkaufen? Es ist nicht die Mahlzeit Salat, sondern was man durch diese Mahlzeit erreicht: nämlich einen schlanken Körper, schöne Haut, tolle Haare. Diese Bilder zeigen kein Abendessen, sondern ein Arbeitsessen. Sie machen Werbung für die Frau, die man sein könnte, wenn man auch immer schön Salat äße: attraktiv und super happy. Im echten Leben sehen Frauen, die Salat essen, natürlich ganz anders aus. Nämlich gestresst. Schließlich müssen diese faserigen Blätter erst mal zerkleinert werden, dann kann man sie nicht mal aufpicken, sondern muss sie umständlich mit Messer und Gabel zusammenraffen – und das alles nur, um auf kalter Konsistenzlosigkeit herumzukauen. Selten haben Bilder mehr gelogen als diese.

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