»Ich rate den Leuten: Geht zum Discounter!«

Thilo Bode, Gründer der Verbraucherschutzorganisation Foodwatch, rechnet in seinem neuen Buch mit der Lebensmittelindustrie ab. Im Interview spricht er darüber, wie Verbraucher im Supermarkt getäuscht werden und warum teure Bio-Produkte nicht automatisch besser sind.

»Ohne die Intervention des Staates wird sich nichts an der Täuschung im Supermarkt grundsätzlich ändern«, sagt Thilo Bode

Foto: GettyImages/Jacobs Stock Photography Ltd.

SZ-Magazin: Herr Bode, Sie haben ein Buch über Supermärkte geschrieben. Kaufen Sie dort bei Ihnen in Berlin auch ein?
Thilo Bode: Ja, das tue ich. Ich gehe oft in einen Bio-Supermarkt, kaufe aber auch bei Lidl und Rewe um die Ecke.

In Ihrem Buch »Der Supermarkt-Kompass – Informiert einkaufen, was wir essen« schreiben Sie, dass sie kein »Supermarkt-Bashing« betreiben wollten, erklären dann aber minutiös, wie oft Verbraucher dort hinters Licht geführt würden.
Meine Grundthese ist, dass die gültigen Gesetze eine bewusste Täuschung der Verbraucher erlauben und ihnen nur eine sehr geringe Wahlfreiheit ermöglichen. Und die Supermärkte halten sich natürlich gerne an diese Gesetze und müssen es auch. Ich gehe allerdings auf einige fragwürdige Dinge ein, die Supermärkte machen, zum Beispiel diese vermeintliche Weltrettungsnummer: Nachhaltig einkaufen, Klimaschutz, Tierschutz oder noch schlimmer: Klimaneutralität – das ist nicht Aufgabe der Supermärkte. Und es ist natürlich politisch fatal, weil es dem Verbraucher suggeriert, durch persönliche Kaufentscheidungen könne er die Märkte verändern oder sogar Klimaschutz betreiben.