Einfach lachhaft

Das »Smiley« ist zu einem Kulturgut geworden. Ein Buch zeichnet nun die steile Karriere des Grinse-Symbols nach.

Es ist gar nicht leicht, nicht zu lächeln, wenn man angelächelt wird. Für dieses Anlächeln genügt es, wenn die hochgezogenen Mundwinkel gezeichnet sind, oder auch nur getippt: Eine Klammer, tipp, quergelegt, und schon ist die Welt freundlicher. Vermutlich gibt es deswegen kein bekannteres Icon der Popkultur als das Smiley.

Das oder der Smiley eigentlich? Der Duden ist sich nicht ganz sicher, und auch die Herkunft des Smileys ist rätselhaft. Die Urform mit dem Schwung und zwei Punkten auf einer gelben Fläche soll von einem Grafiker namens Harvey Ball 1963 für eine US-Lebensversicherungsgesellschaft entworfen worden sein. 45 Dollar habe er dafür bekommen, schreiben die Kuratoren DB Burkeman und Rich Browd im Vorwort zu ihrem neuen, schönen und sehr fröhlichen Buch Sm;)e, für das sie Lachgesichter aller möglichen Epochen, ­Formen und Hersteller versammelt haben, von Fatboy Slim bis Banksy, teils von ihnen selbst gestaltet, teils von ihnen nur abge­bildet. Aus diesem Buch stammen die Bilder auf diesen Seiten.

Wie häufig bei gutem Design besteht das Kunststück darin, möglichst wenig zu machen. Smileys sind eine vielsagende, maximale Reduktion, jeder kann eines herstellen. Der gelbe Untergrund hat bei der Verbreitung sicher geholfen, Gelb macht gute Laune. Ein Smiley ist ein Gesicht in der Sonne, Ausdruck von kindlichem Opti­mismus. Kein Wunder, dass die Hippies es neben dem Peace-Zeichen als Symbol für sich reklamierten, auch wenn sie damals eher nicht zur Kernzielgruppe der Lebensversiche­rer zählten.

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Spätestens in den Achtzigerjahren wurden Smileys zum Gesinnungszeichen des hedo­nistischen Vergnügens. Im Zuge der Rave-Kultur, angeweht von einem durchironisierten Zeitgeist, konnte man sie kaum noch ohne Augenzwinkern einsetzen. Es ging bei Acid House schließlich nicht darum zu lächeln, damit die Welt zurücklächelt, sondern darum, anzuzeigen, dass man verstrahlt war. Aber eben nicht von der Sonne, sondern beispielsweise von Ecstasy. Subtext: Wir haben gute Laune, wir haben unsere Gründe, und diese Gründe kann man kaufen, zum Beispiel bei diesem Typen, der sich vor den Klos herumdrückt und ein Smiley-T-Shirt trägt, mit zwei Kreuzchen dort, wo die Augen sein sollten.

Heute werden Smileys als »Emojis« auf dem Smartphone angeboten: Sie sollen nicht mehr nur Fröhlichkeit und Zuversicht vermitteln, sondern dem geschriebenen Wort einen Gefühlskontext geben. Je mehr man einander schreibt, statt zu sprechen, umso wichtiger wird es, das geschriebene Wort mit etwas zu ver­binden, was Ton oder Körpersprache ersetzen kann. Allerdings sind die Missverständnisse nicht kleiner geworden: Was bedeuten ­Smileys, die Tränen lachen – Hohn, also das Gegenteil von Freude? Oder: Ich schmeiß mich weg vor Lachen? Es gilt, eine eigene Sprache zu lernen.

Dadurch verlieren Smileys etwas von ihrem ursprünglichen Reiz, denn plötzlich wird es eben doch kompliziert. Smileys mit Hut, ­Smileys mit Sonnenbrille, böse lächelnde Smileys, Totenkopf-­Smileys. Und ist der lächelnde Kackhaufen eigentlich noch ein Smiley? Ihre Bedeutung allerdings ist dadurch eher gewachsen, vor allem durch den Einsatz in sozialen Medien. Im Twitter­-stahlgewitter, wo es durch Knappheit und Geschwindigkeit immer mal wieder zu emotionalen Massenkarambolagen kommt, sind Smileys die weiße Fahne, die man hissen kann: War nicht böse gemeint, Zwinkersmiley.

Das Buch Sm;)e von DB Burkeman und Rich Browd ist erhältlich über: thesmilebookshop.com