Auf eigene Faust

Unser Autor fuhr dort vorbei, wo sein Sohn Henri zusammengeschlagen worden war – nicht ahnend, dass der Krankenwagen wegen Henri da stand.
Der Anruf aus der Unfallklinik weckt mich, kurz nachdem ich eingeschlafen bin. Mein Handy zeigt 2:15 Uhr, es ist Sonntag, der 18. Juni 2017. Kein gewöhnlicher Sonntag. Meine Mutter feiert heute ihren 90. Geburtstag, es wird ein großes Gartenfest geben, alles ist vorbereitet, das Wetter soll sonnig werden. »Sind Sie der Vater von Henri Maußhardt?« Keine andere Frage hätte mich wacher machen können. Henri ist mein einziger Sohn, 19 Jahre alt, er lebt bei seiner Mutter in Tübingen, 13 Kilometer
Zwanzig Minuten später parke ich vor dem Eingang der Tübinger Unfallklinik und haste zur Notaufnahme. Eine Krankenschwester zeigt auf eine Tür, ohne anzuklopfen stoße ich sie auf. Henri liegt auf einem Behandlungstisch, den Mund weit aufgerissen und durch eine Sperre festgehalten, die Augen starren an die Decke. »Kieferbruch«, sagt der junge Arzt. »Wir werden morgen früh entscheiden, ob wir operieren müssen. Er ist zusammengeschlagen worden auf der Neckarbrücke. Im Moment können wir ihm nur Schmerzmittel geben.«
Es war ein lauer
Henri kann nicht reden,
Wenn Henri und ich
Diese Nacht werde ich
Wer macht so etwas?
Die Fraktur ist nahezu
Von der Klinik fahre
Das Schwäbische Tagblatt meldet am Montag, dem 19. Juni 2017, auf der Tübinger Lokalseite ein paar Zeilen unter der Überschrift: »Krankenhausreif geschlagen«. Ein 19-Jähriger habe laut Polizei in der Nacht zum Sonntag »einem Gleichaltrigen mit der Faust auf die linke Gesichtshälfte geschlagen«. Der Täter sei »deutlich alkoholisiert gewesen«. Solche Nachrichten las ich früher häufig in der Lokalzeitung, besonders nach warmen Wochenenden. Ich nahm sie zur Kenntnis wie die Ehrung verdienter Feuerwehrmitglieder oder die Ankündigung einer Straßensperrung. Jetzt war es auf einmal die wichtigste Meldung, seit es Zeitung gibt. Sie hatten ihn also. Zumindest einer der Schläger war offenbar noch in der Nacht identifiziert worden. 19 Jahre, so alt wie Henri. Seine rote Hose hatte ihn wohl verraten. Die war Henri aufgefallen, das hatte er den Polizisten noch auf der Brücke gesagt.
Tübingen ist nicht Kreuzberg,
Ich kann nicht mehr
Ein Freund von Henri
Yasin heißt nicht wirklich
Eine Woche nach der
Manchmal erzählt mein Sohn
Was wissen Eltern über
Im Telefonbuch finde ich
Ich wäre so gern
»Kennen Sie einen jungen
Was werde ich tun,
Vielleicht will ich ihn
In der Straße, in
»Ich möchte zum Vater
»Sie sind bestimmt der
»Nein, ich komme wegen
»Kommen Sie herein.«
Man
Ich
Die
Ein
Bevor
»Warum
Vor
Wenige
Das
»Hallo, Henri,
ich hab ein bisschen gehofft, von deinem Vater zu hören, dass du zu einem Gespräch mit mir bereit bist. Gleichzeitig hab ich damit gerechnet, dass du keinen Bock darauf hast, und irgendwo kann ich’s verstehen. Aber der Vorfall lässt mich nicht los, ich kann nichts ungeschehen machen, aber wenigstens diesen Brief will ich dir schreiben.
An der Tischtennisplatte beim Kepler-Gymnasium war ich ehrlich gesagt blöd drauf und angetrunken. Ich hab mir einfach so einen Becher Bier genommen, und ihr habt euch aufgeregt. Ich an eurer Stelle hätte vermutlich genau gleich reagiert. Nach der kurzen Auseinandersetzung bzw. dem unschönen Wortwechsel war die Sache für mich gegessen, oder besser gesagt getrunken.
Bis
Ich
Ich
Gruß
Die
Als
Der
Drei
Sechs
Der
Von
Kurz
Yasin
Der
Eine
»Hallo,
Ich
Bei
Es
Ich
»Sehr
ich
Ich
Worauf
mit
Ich
Henri