»Wenn man alles runterschluckt, wird man auch als Partner krank«

Viele Menschen nehmen ihren alkoholkranken Partnern alles ab – ein Fehler, sagt der Psychiater Martin Reker. Im Gespräch erklärt er, wie man den geliebten Menschen motiviert, sich zu ändern und dabei die eigenen Grenzen wahrt.

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SZ-Magazin: Abends gemeinsam ein Glas Wein trinken, zusammen die neue Cocktailbar um die Ecke ausprobieren, sich im Urlaub mit einem Spritz in die Sonne setzen: Bis zu welchem Punkt kann Alkohol eine Beziehung bereichern?
Martin Reker: Alkohol kann die Annäherung aneinander erleichtern und die gute Laune fördern. Er ist so lange etwas Schönes, wie es ein Genussmittel ist. Wenn ich die Frau meines Herzens zum Essen einlade, den Tisch schön decke und eine Flasche Wein daraufstelle, dann kann das ein sehr schöner Abend werden. Er würde in dem Moment entgleiten, in dem der Alkohol dazu beiträgt, dass ich die Kontrolle über mein Verhalten verliere oder ich, noch schlimmer, den Alkohol dazu benutze, um die Hemmschwelle meines Gegenübers zu senken. Dann verändert der Alkohol einen als Person und greift in unangemessener Weise in die Beziehung ein. Nun gibt es Menschen, die gerne mal die Kontrolle abgeben in einer Welt, die von Zwängen geprägt ist – aber das birgt hohe Risiken.