»Ich bin zur sogenannten politisch inkorrekten Person geworden«

Die chinesische Schriftstellerin Fang Fang hat vor einem Jahr mit ihrem »Wuhan-Tagebuch« ein historisches Zeugnis vom Ausbruch der ­Corona-Pandemie geschaffen. Dafür wurde sie schmerzlich bestraft – doch die Hoffnung auf ein besseres China gibt sie nicht auf.

Am 25. Januar, zwei Tage nachdem erstmals in der Geschichte eine Stadt mit elf Millionen ­Einwohnern komplett von der Außenwelt abgeriegelt ­wurde, beginnt Fang Fang, online Tagebuch zu schreiben. Der Lockdown war streng, mitunter übernahmen Sozial­arbeiter die Einkäufe für die Bewohner.

Foto: Xinhua/eyevine/laif

SZ-Magazin: Im vergangenen Jahr haben Sie das viel beachtete »Wuhan-Tagebuch« zunächst auf Ihrem Blog und dann auf mehreren Internet-Plattformen veröffentlicht: die Chronologie des sechzig Tage langen ersten Lockdowns nach dem Corona-Ausbruch in Wuhan in der chinesischen Provinz Hubei. Manches Mal wurden Beiträge auf Ihrem Blog gelöscht, wahrscheinlich auf Geheiß der zuständigen Behörden. Wird auch Ihr E-Mail-Verkehr überwacht?
Fang Fang: Kann ich nicht sagen, aber ich glaube, eher nicht. Derartige Überwachungen verursachen doch Kosten, oder? Ich schätze, für eine Überwachung bin ich nicht wichtig genug.