Bitte hier raus ­fahren!

Die braunen Hinweisschilder an deutschen Autobahnen sind allseits bekannt. Aber könnte man da nicht mal auf ein paar überraschendere Ziele hinweisen als auf die immer gleichen Burgen und Täler?

Warum immer nur Lutherstädte? Der deutsche Musik­schaffende Dieter Günter Bohlen zum Beispiel wurde 1954 in Berne (Landkreis Wesermarsch, Niedersachsen) geboren.

Illustrationen: Jonas Natterer und Dorothea Schubert

Wenn man öfter auf deutschen Autobahnen unterwegs ist, kennt man mit der Zeit sogar die Kategorien. Da gibt es die Schilder mit den konkreten Sehenswürdigkeiten: Meteorkrater Steinheim, Burg Dudeldorf, Walhalla. Dann die mit den eher weit gefassten geo­grafischen Angaben: Hohwachter Bucht, Weinland Breisgau, Bayerischer Jura. Dazu welche mit Hinweisen auf alte Innenstädte: Historischer Ortskern Altlandsberg, Historische Altstadt Freiberg, Historische Altstadt Seßlach. Immer sehr klassisch, sehr bildungsbürgerlich. Mehr als 3400 solcher Schilder stehen an Deutschlands Autobahnen, gut erkennbar, braun mit weißer Schrift und stilisierter Zeichnung einer mehr oder weniger sehenswürdigen Sehenswürdigkeit. Offiziell heißen sie »Touristische Unterrichtungstafeln« (Straßenverkehrsordnung, Zeichen 386.3). Der ADAC rühmt sie als »Heimatkunde im Vorüberfahren«.

In den Achtzigerjahren kamen die ersten Gemeinden auf die Idee, an der Autobahn zu bewerben, was es bei ihnen so zu sehen gibt, nach dem Motto »Hallo Autofahrer, wenn ihr schon in der Gegend vorbeikommt, fahrt doch mal kurz rechts raus«. Und weil Deutschland Deutschland ist, gibt es für die Schilder natürlich längst genaue Regeln. Nur alle zehn Kilometer darf eins stehen. Nicht mehr als zwei pro Autobahnabschnitt, also zwischen zwei Knotenpunkten. Die beworbene Sehenswürdigkeit muss einigermaßen in der Nähe der Autobahn liegen – aber hey, deutsche Behörden jetzt auch voll locker: »In Ausnahmefällen«, so informiert der ADAC, »kann auf Ziele mit herausragender touristischer Bedeutung auch bei größerer Entfernung hingewiesen werden.«

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Und, kommen die braunen Schilder gut an? Och ja. Die Forscher der Hochschule Harz haben mal eine Umfrage gemacht. Angeblich folgt jeder sechste Autoreisende spontan den Hinweisen. Vier Prozent der Befragten dagegen hatten noch nie eins wahrgenommen (heißt das, vier Prozent der Deutschen fahren mit geschlossenen ­Augen Auto? Himmel!). Immerhin: 40 Prozent fanden, es sollte ruhig mehr solche Schilder geben. Völlig richtig. Da warten noch viele Ent­deckungen! Unsere Vorschläge hier können nur der Anfang sein.