Wenn der Vorhang fällt

Der Fotograf Moritz Frei hat zwei Jahre lang Volksmusikveranstaltungen besucht und Situationen und Dinge fotografiert, die der Zuschauer im Fernsehen nicht sieht.

Name: Moritz Frei
Geboren: 08.12.1978
Ausbildung: Diplom für bildende Kunst, Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig
Website: www.moritzfrei.com

SZ-Magazin: Die meisten Menschen in Ihrem Alter ergreifen bei dem Wort »Volksmusik« die Flucht - Sie haben über etwa zwei Jahre immer wieder Volksmusikveranstaltungen besucht und dort für ihr Projekt »Heute ist morgen schon gestern« fotografiert. Warum ausgerechnet Volksmusik?
Moritz Frei:
Im Gegensatz zu vielen anderen haben mich Volksmusik-Sendungen im Fernsehen schon immer fasziniert. Wenn Freunde und Familie bei solchen Sendungen schnell weitergeschaltet haben, war ich immer der Einzige, der gerne noch länger zugeschaut hätte. Da ich seit 10 Jahren keinen eigenen Fernseher mehr besitze, musste ich mir diese Veranstaltungen also aus der Nähe ansehen.

Sie zeigen auf Ihren Bildern einen Blick hinter die Kulissen der Aufzeichnungen, eher das »Drumherum« einer solchen Veranstaltung. Wie haben sie die Menschen erlebt, die bei so einer Aufzeichnung dabei sind?
Mich hat gerade das interessiert, was der Zuschauer nicht im Fernsehen sieht, die Dinge und Momente, die keine Fernsehkamera einfängt. Die Menschen waren immer sehr freundlich zu mir, wobei sich viele natürlich gefragt haben, warum ich dieses Projekt überhaupt mache. Die irritiertesten Blicke kamen aber meist von den Pressefotografen.

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Wenn man sich über so eine lange Zeit einem solchen Projekt widmet, erlebt man bestimmt auch skurrile Situationen?
Weniger witzig aber besonders war der Moment, als mein Fotolaborant beim Entwickeln der Bilder die alte Dame mit dem Opernglas wiedererkannt hat. Es handelte sich um seine Tante, die zu dem Zeitpunkt, als er die Bilder ausbelichtet hat, bereits verstorben war.

Fotos: Moritz Frei