Sagen Sie jetzt nichts, Gregory Porter

Der Jazz-Sänger über seine größte Schwäche, ein imaginäres Treffen mit Nat King Cole und seine Ballonmütze.

    Geboren: 4. November 1971 in Los Angeles
    Beruf: Sänger und Komponist
    Ausbildung: Studium der Stadtplanung an der San Diego State University
    Status: Blues Brother

    Zwölf Jahre. Zwölf verdammte Jahre hat er gewartet. Für einen Mann wie ihn, der nur aus Tönen zu bestehen scheint, muss es sich wie eine Ewigkeit angefühlt haben. Gregory Porter macht seit 1998 Musik, trotzdem dauerte es bis 2010, ehe sein erstes Album erschien. Was dann folgte, dürfte ihn immerhin entschädigt haben für die Entbehrungen. Porter ist ohne Vater in Los Angeles aufgewachsen, ein Mamakind, das früh im Baptistenchor sang. Die Hintergrundmusik seiner Kindheit kam von Nat King Cole, dessen Alben zu Hause auf dem Plattenspieler rotierten. Früh zerplatzte der Traum von der Footballkarriere, die Schulter, deshalb: Jazz, Musik, Stimme. Heute wird Porter verehrt und gefeiert, nicht nur in der Jazz- und Soulszene. Sein Bariton ist so legendär wie die Mütze, die er trägt, halb Ballonhut, halb Kopftuch. Nein, er schläft nicht damit, dieser Riese, der Balladen aus seinem gigantischen Körper holt, so filigran und zart, als würde ein Bulldozer antike Tonscherben freipinseln. Die ersten beiden Alben waren für den Grammy nominiert, das dritte, Liquid Spirit, bekam die Trophäe endlich, im Sommer kommt er für einige Konzerte nach Deutschland. »Sing, Baby, sing«, flüsterte seine Mutter auf dem Sterbebett, da war er 21. Das Baby hat Wort gehalten.

    Fotos: Alfred Steffen