Queerfeldein

Bei seiner Reise in die US-Südstaaten erwartete der Fotograf Christian Hendricks, schnell in repressive, schwulenfeindliche Milieus zu geraten. Was er dann aber wirklich dort vorfand, überraschte ihn sehr.


Name:
Christian Hendricks
Geboren: 10. Oktober 1989
Wohnort: Brooklyn, New York
Ausbildung: BFA an der Bowling Green State University, momentan MFA mit Fokus Fotografie am Hunter College
Webseite: www.chendricks.net

SZ-Magazin: Warum haben Sie die US-Südstaaten als Schauplatz für Ihre Fotostrecke gewählt?
Christian Hendricks: Meine Heimatstadt Cincinnati liegt am Ohio River, der alten Grenze zwischen den Nord- und Südstaaten der USA. Viele amerikanische Fotografen machen den »Great American Roadtrip« vom Osten in den Westen des Landes. So eine Reise wollte ich auch machen, aber mich zog es in den Süden. Diese Gegend hat den Ruf, konservativ und Schwulen gegenüber repressiv zu sein. Ich wollte herausfinden, ob diese Stereotypen wahr sind.

Was sagen Sie nun nach der Reise: Sind sie wahr?
Nicht wirklich. Wie der Rest des Landes befindet sich die Region im Wandel. Wobei die konservativen Werte dort weiterhin weit verbreitet sind. Ein Großteil davon ist aber nicht unbedingt Rassismus oder Homophobie, sondern einfach Tradition. Dazu trägt auch bei, dass der Süden eine eher ländliches Region ist. Man spricht dort einfach nicht so offen über Sexualität wie man es in New York tut. Deshalb ist es für homosexuelle Jugendliche auch schwieriger, sich zu outen. Es wäre aber unfair zu sagen, dass alle Menschen im Süden homophob sind. Die homosexuelle Community entwickelt sich dort auch, nur langsamer.

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Themen wie Gender und Homosexualität sind der Fokus Ihrer fotografischen Arbeit. Wie kam es dazu?
Da, wo ich zur Schule ging, gab es eine Bar, die jeden Dienstag zur Schwulenbar wurde und Dragshows veranstaltete. Ich fand es interessant, dass sie sich in einer Nacht der Woche in diesen sicheren Ort für Schwule verwandelte. Ich freundete mich dort mit den Dragqueens und fing an, sie zu fotografieren. Dann weitete ich meine Arbeit auf die gesamte homosexuelle Gemeinschaft aus.

Sie haben viele Menschen getroffen und portraitiert. Welche Geschichte hat sie am meisten fasziniert?
Justin ist mir in Erinnerung geblieben. Er lebt in Jackson, Mississippi, dem wohl konservativsten Ort, an dem ich war. Ich begleitete Justin zu der Bar, in der er als Dragqueen auftritt. Auf dem Weg dorthin im Auto erzählte er mir von seiner Angst, in Frauenkleidern von der Polizei aufgehalten zu werden. In Jackson wäre das wohl ein besonders unangenehmes Erlebnis.

Was haben Sie bei ihrer Reise gelernt?
Dass der Süden nicht so extrem konservativ ist wie er oft in den Medien dargestellt wird.

Fotos: Christian Hendricks