Abgehoben

Über den Niedergang des Fliegens wurde schon viel gesagt. Nun schlappt selbst Modefan Rihanna in Badelatschen und Jogginghose durchs Terminal – und zeigt uns dabei, wie teuer ihr Flugticket war.

Paparazzo ist ja kein einfacher Job mehr, seit die Prominenten die Sache auf Instagram selbst erledigen. Aber die kurze Passage zwischen Limousine und Eingangsbereich im Terminal schätzt der Paparazzo als eine der letzten ungeschützten Abschusszonen. Der Prominente bei der Ankunft am Flughafen gehört in unserer Vielflieger-Generation längst zum klassischen Motiv, nach dem Check-out ist vor dem Check-in. Die meisten machen sich deshalb für LAX/TXL/CDG/JFK zurecht wie für jeden anderen Fotocall.

Rihanna hingegen sieht man meistens im bequemen Schlabber-Look: Jogginghose, Kapuzenpulli, Plüschschlappen. Ein stilistischer No-Brainer, da bleibt dann nach dem Anziehen auch noch Zeit, sämtliche Aufladekabel für die Reise zu suchen. Außerdem lässt sich so en passant die Puma-Kollektion präsentieren, die die Sängerin seit einigen Monaten als Creative Director entwirft.

Die Plüsch-Schlappen in Schwarz und Rosa, eine Deluxe-Version der Gratis-Hotel-Schlappe mit dickem Puma-Schriftzug, trägt Rihanna mittlerweile auch zum Ausgehen in West Hollywood. Gern würde man die Schlappe mal nach einem Besuch im Berliner Berghain sehen, getränkt mit Wodka, Bier und noch anderen Flüssigkeiten.

Meistgelesen diese Woche:

Bequem ist dieser Aufzug natürlich: Elastisches Bündchen, keine Knöpfe, Platz für die in 30000 Fuß Höhe anschwellenden Waden. Auch deshalb wird der unter russischen Vielfliegern so verbreitete Nicky-Turnanzug mit Pucci ähnlichem Muster nie aussterben. Ob das Ganze auch gut aussieht, darüber lässt sich streiten.

Karl Lagerfeld hingegen hat eine ganz andere Vorstellung vom Fliegen. Er zeigte kürzlich in Paris die nächste Sommerkollektion im »Aéroport Chanel«. Das Grand Palais sah schon Eisberge ein- und auslaufen, wurde zum Protest-Boulevard Cambon oder zur Brasserie Gabrielle stilisiert, nun also zum Flughafen, inklusive Check-in Counter, Wartehalle, Gate No.5 und eben entsprechend schicken Fluggästen.

Die Models trugen Tweed-Kostüme und -Overalls mit Kettengürteln, transparente Vinyl-Plateauschuhe und rot-weiß-blaue Kombinationen mit Flugzeugprint, die schon jetzt auf der Warteliste sämtlicher Damen mit Senatorstatus stehen dürften.

Eine wirklich hübsche Polemik auf die stilistisch abgeschmierte Welt des Fliegens, in der der Schlabberlook regiert, Air New Zealand Sicherheitsvideos mit Bikini-Damen dreht, damit überhaupt noch jemand hinschaut, und Germanwings witzige Sprüche auf Spucktüten druckt.

Allerdings ist Lagerfelds Lieblingsairport auch Le Bourget, der den meisten Menschen nichts sagen dürfte, weil er zwar in Paris liegt, aber nur von Privatflugzeugen angeflogen wird. Wahrscheinlich hat der Designer auch gar keine Ahnung, wie es in den normalen Terminals dieser Welt mittlerweile so zugeht und beim Entwerfen immer noch die Concorde im Kopf.

Doch realistisch betrachtet verhält sich die Wertigkeit des Flugzeugdresses am Ende diametral entgegengesetzt zur Buchungsklasse: Das Chanel-Kostüm mit Vinyl-Schuhen ist eigentlich für die Holzklasse gemacht. Wer bewegungsunfähig in der 32. Reihe, Mittelplatz, sitzt, schont das Material, macht keine Liegefalten in Rock und Bluse und kann alle seine Perlenketten anbehalten. Wer in der First Class verkehrt, wo man sich richtig ausstrecken, hinlegen und rumlümmeln kann, braucht in der Kleidung maximale Bewegungsfreiheit. Unschwer zu erkennen, in welcher Liga Rihanna unterwegs ist.

Wird getragen von: Rihanna, Fußballern und anderen Profis
Typischer Instagram Kommentar: »Schwitzt du noch oder fliegst du schon?«
Frage der Stewardess: »Heute Wodka, Scotch oder bloody Mary für Sie?«

Foto: Gettyimages