Darf's ein bisschen mehr sein?

Hinreißend überladen: Adele liebt den großen Auftritt und zieht an, worauf sie Lust hat – auch auf die Gefahr hin, dass es unvorteilhaft wirkt. Schade nur, dass so viele prominente Frauen mit Rundungen doch irgendwann abnehmen.

Heute erscheint das neue Album von Adele, das ihrem jeweiligen Alter entsprechend nach »19« und »21« überraschenderweise »25« heißt. Auch sonst hat sich erfreulich wenig geändert. Soweit man das bis jetzt sehen kann, hat sie keinen neuen Look. Im Gegensatz etwa zu Madonna, die früher jede Platte zur ästhetischen Grundüberholung nutzte, was das Ganze immer ein bisschen nach Motto-Party aussehen ließ.

Neulich war Adele in einem sehr türkisfarbenen Tweed-Mantel zu sehen, so kragen- wie formlos. Dazu trug sie schwarze Hi-Top Converse Chucks und eine weite 7/8-Hose, was erstens trendtechnisch ein bisschen drüber ist und zweitens die untere Wade nicht nur freilegt, sondern sie auch noch optisch wuchtiger aussehen lässt, weil die Fessel halb im Schuh verschwindet. Also auf voller Länge alles falsch gemacht, was in dieser Konsequenz schon fast wieder hinreißend ist.

Während andere Stars mit ihren Stylisten nach großen Auftritten Videoanalyse wie im Profifußball betreiben, liegt Adele regelmäßig daneben, sieht aber offensichtlich überhaupt keinen Grund, das zu ändern. Da werden munter Stoffe gewählt, die ordentlich auftragen (Samt, Brokat, Tweed), Schuhe angezogen, die dem Fuß die Anmut eines Kasselersteaks verleihen. Da ist sie so eigenwillig wie bei ihren Songs, bei denen sie sich hinter dem Rücken des Produzenten in letzter Minute für eine andere Mischung entscheidet.

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Auf dem roten Teppich dagegen trägt sie fast immer Schwarz, A-Linien oder Empire-Kleider, mit viel Stickereien, Glitzer, Spitze. Dazu dicker Lidstrich, die Frisur auftoupiert und einbetoniert. Viel dran mit viel drauf, ein modischer Frontalangriff. Alle Frauen jenseits einer Kleidergröße von 36 lieben sie für so viel pralle Authentizität. Alle anderen übrigens auch. Selbst Donald Trump ist bekennender Fan.

Wie also kommen all diese Frauen, die mit Rundungen berühmt wurden, bloß immer darauf, irgendwann dünn werden zu wollen? Barbara Schöneberger prahlte auf dem ersten Cover ihres eigenen Magazins noch: »OHNE Diät, Workout und To-do-Listen«. Vergangene Woche beim Bambi zeigte sie sich frisch erschlankt und verriet der Bunten, dass sie schon eine ganze Weile viel Sport mache. »Ich bin ein richtiger Maniac!« Auch verbal ist man dann endlich mit Heidi Klum auf Augenhöhe. Entsprechend trug Schöneberger an diesem Abend eine knallenge - »figure-hugging« wie es bei den Engländer so schön deskriptiv heißt – Robe mit Blockstreifen, das modische äquivalent zum Zebrastreifen, damit jeder erst mal brav stehen bleibt und vor dem Weitergehen genau hinguckt.

Und erinnert sich noch jemand an Crystal Renn? An Sophie Dahl? Nein...? Die beiden wurden als Plus-Size-Models bekannt, für ihre »sinnlichen Kurven« gefeiert, dann nahmen sie auf der Höhe ihres Erfolges ab und - übrig blieb der traurige »Lollipop«: großer Kopf mit Steckerl, viel zu schmalem Unterbau. Aus der Karriere war dann auch irgendwie die Luft raus. Jennifer Hudson, die mit Kleidergröße 44-46 einen Oscar gewann, scheint mit 36-38 ebenfalls nur noch halb so präsent.

Adeles Stylistin verriet einmal, dass die Sängerin bei jedem wichtigen Event Spanx trage. Adele korrigierte, es seien um genau zu sein drei oder vier. Englische Tabloids wollen nun bemerkt haben, dass die Sängerin nach der Geburt ihres Sohnes unglaublich abgenommen habe, womöglich trägt sie nun 5-6 verschiedene Spanx? Im Video zu »Hello«, das sie über weite Strecken in weitem Flanellhemd und Flokati-Mantel bestreitet, sieht es aber danach aus, als sei noch genug von ihr übrig. Wenn sie klug ist, wird das auch bis »29«, »34« und »49« so bleiben.

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Foto: Gettyimages / Gardiner Anderson/Bauer-Griffin