Auf in den Kampf

Im Spiel gegen England trägt die deutsche Nationalmannschaft erstmals ihre neuen Auswärtstrikots. Was ist von den militärisch anmutenden Leibchen zu halten? Soviel ist sicher: Der DFB sieht das ganze eher romantisch.

Glücklicherweise war man durch diverse Leibchen-Leaks im Sommer bereits darauf vorbereitet, sonst wäre der Aufschrei über dieses Foto noch größer ausgefallen. Da posieren Gündogan, Müller, Hummels und Özil in den neuen Auswärtstrikots der Fußballnationalmannschaft für die EM in Frankreich, und die sind also tatsächlich: Khaki und grau-gestreift.

An diesem Samstag in Berlin gegen England sollen sie zum ersten Mal live getragen werden, absurderweise also zu Hause, aber irgendwann müssen sich die Spieler ja an den neuen Look gewöhnen. Sonst wissen sie nächsten Juni gar nicht was los ist, wenn plötzlich einer halb getarnt linksaußen rennt und den Ball zugespielt haben will.

Farben sind Geschmackssache, aber schon ganz grundsätzlich kann man durchaus mal fragen: Warum khaki? Weil Fußballer im Marketingsprech gern »moderne Gladiatoren« genannt werden und schon George Orwell sagte, Sport sei wie Krieg ohne Schießerei? Weil Military-Jacken nun mal seit gefühlt 15 Saisons Trend sind und selbst Saint Laurent damit immer wieder ankommt, Khaki also quasi das neue Dunkelblau ist? Oder weil Klinsmann damals das eigentlich grasgrüne Auswärtstrikot in das »aggressivere« Rot geändert hatte, und das für »die Jungs« jetzt einen trendigen Kompromiss aus beidem ergibt?

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Die Sache ist natürlich ungleich komplexer, wie die stets hochaufschlussreiche Erklärung des DFB zu neuen Trikots zeigt. Es ging nämlich gar nicht darum, endlich mal modisch/cool/revolutionär zu sein, wie im Netz bereits gelästert wurde. »Die Farben des neuen Auswärtsoutfits repräsentieren die unterschiedlichen Welten, in denen der Fußball in Deutschland zu Hause ist«, heißt es beim DFB. »Das Grau steht für den Beton der Hinterhöfe und Bolzplätze, auf denen die Straßenfußballer tricksen. Das Grün für die Rasenplätze, wo die Amateurspieler kicken. Das Beige für die Aschefelder, auf denen die Kreisligalegenden geboren werden.« Wer sich jetzt kurz fragte, wo genau der Rasen noch mal olivgrün wachse – wahrscheinlich kann das nur Oliver Bierhoff beantworten. Der weiß nämlich sogar, dass das Trikot die Identifikation der Mannschaft mit der Basis zeige. »Im Design steckt als Gedanke auch ein Danke an alle Fans.«

Noch mal »Danke« sagt der Nationalmannschaftsmanager übrigens, wenn jetzt die ganze Basis 84,95 Euro für das Shirt ausgibt. Immerhin bekommen sie dafür das erste Wende-Trikot, in die Innenseite ist ein neongelbes Leibchen eingearbeitet, mit der Aufschrift »Kicken - Bolzen - Pöhlen.« Keine Frage, die Leute von Adidas verstehen etwas von Street Cred. Loyal sind sie auch. Das Trikot von den Spaniern, ebenfalls Adidas, ist nämlich noch schlimmer. Weiß mit versprenkelten roten und gelben Rauten, ein Design, das entfernt an das legendär scheußliche deutsche Trikot von Klinsmann, Völler & Co 1994 erinnert. Unter englischen Fans kursierte in sozialen Netzwerken bald ein anderer, treffender Vergleich: »Sieht aus wie ausgekotzte Paella.« Die müssen es wissen.

Wird getragen von: Nationalspielern, wenn sie müssen. Altherren-Kickern, wenn sie cool sein wollen.
Das sagt der Bolzplatz-Kumpel: Ist das Bundeswehr-Unterwäsche?
Typischer Instagram-Kommentar: Ja, wo laufen sie denn? Wo laufen sie denn?

Foto: picture alliance / dpa / Adidas