Altes Haus

Viele Italien-Urlauber ignorieren die Lombardei. Aber es lohnt sich, im Relais San Lorenzo in Bergamo abzusteigen, einem wahrlich geschichtsträchtigen Gemäuer.

Die Lombardei wird von den Deutschen auf geradezu böswillige Art und Weise missachtet. Die haben in ihren Navigationssystemen stets die Ferienziele in der Toskana gespeichert und düsen an der norditalienischen Region achtlos vorbei – wenn sie nicht sowieso schon am Gardasee hängen geblieben sind. Dabei sind Städte wie Cremona, Brescia oder Bergamo wunderschön, man kann hervorragend essen, die Kirchen-pro-Quadratkilometer-Dichte ist ausgezeichnet.

Das »Relais San Lorenzo« in Bergamo liegt besonders schön, in der Oberstadt, mit tollem Blick. Während der Bauzeit hatte man dort allerdings schwer mit historischen Zeugnissen zu kämpfen – es gab einfach viel zu viele davon. Und so hat man die Ruinen – von Römerzeit bis Renaissance ist alles dabei – einfach in das Interieur des Hotels integriert. Türbögen und Mauerreste sind nun durch hüfthohe Glasscheiben vom Besucher abgegrenzt. Eine maximale Nähe zur Geschichte beim abendlichen Absacker ist garantiert. Das gibt dem Ambiente des Hauses eine museale Würde, die auf schöne Art im Kontrast steht zu den sonstigen Oberflächen in diesem Hotel: viel Glas, Stahl, Leder und dunkles Holz. Nur bei den Toiletten haben sich die Innenarchitekten ein wenig zu sehr von ihrer Vision der größtmöglichen Nähe hinreißen lassen – die sind nämlich als semi-transparente Glaskabinen in die Hotelzimmer integriert. Das muss man mögen.

Hotel Relais San Lorenzo

Piazza Mascheroni 9A
24129 Bergamo
DZ ab 225 Euro

Foto: Christos Drazos