»Ich kann schroff und kriegerisch bis zum Autismus sein«

Seine Memoiren schreiben? Findet Hannelore Hoger zu eitel. Und hat es doch gemacht. Warum? Ein Gespräch über unlustige Schauspielkollegen, eine Beerdigung, auf der Bier gekocht wurde und den Abschied von ihrer Paraderolle Bella Block. 

    Um ein Haar hätte der Zweite Weltkrieg Deutschland eine seiner bemerkenswertesten Schauspielerinnen genommen: Im Jahr 1943, da war Hannelore Hoger ein Jahr alt, lag sie mit einer Blutvergiftung viele Monate lang in einem Hamburger Krankenhaus. Vom Himmel fielen Bomben alliierter Flugzeuge, im Krankenbett gaben die Ärzte das Kind bereits auf. Da nahm es die Mutter heim und pflegte die scheinbar Todgeweihte gesund.

    Ihrem Vater verdankt sie die Nähe zum Theater. Der Vater blieb vier Jahrzehnte lang am Ohnsorg Theater in Hamburg, wo sie ihre erste Rolle mit 17 bekam. Mit 22 debütierte sie im Fernsehen, mit 26 Jahren lief sie bei den Filmfestspielen in Venedig mit Alexander Kluge über den roten Teppich.

    Ihren Schauspielkollegen steht Hoger durchaus kritisch gegenüber, sie beklagt im Gespräch, dass die deutsche Schauspielerlandschaft bürgerlicher geworden sei und ärmer an Charakteren: »Viele Kollegen schauen todernst und ohne Witz auf die Welt. Bei Fernsehdrehs gibt es heute gar keine lustigen Zusammenkünfte mehr. Da muss jeder eilig zum Flughafen, weil er noch Termine hat. In den Siebzigern haben wir am Theater noch drei Tage und drei Nächte durchgefeiert, und zwischendurch haben sich einige von uns geprügelt.«

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    Ungemütlich kann Hannelore Hoger auch ohne schwingende Fäuste werden - mit Peter Zadek, einst ihr Lieblingsregisseur, war sie 25 Jahre lang verkracht. Über ihr konfliktreiches Leben hat Hoger, die in ihrer TV-Rolle als »Bella Block« große Erfolge feierte, gerade ihre Memoiren geschrieben.

    Warum sie in ihren Lebenserinnerungen keine Zeile über ihre Tochter verliert, wie sie den Philosophen Adorno erlebte, warum Siegfried Unseld auf dessen Beerdigung Bier kochte und woher die Wut in ihr kommt, erzählt Hoger im Interview, das Sie hier mit SZ Plus lesen können.

    Fotos: Claudia Klein