Haben Sie mal vier Tage Zeit?

Wir haben nämlich elf tolle Tipps für Viertagesreisen für Sie – von der Mini-Kreuzfahrt bis zur Lama-Wanderung.

    1. Eine Mini-Kreuzfahrt machen
    Stürme im Mittelmeer werden oft unterschätzt. Da kann es im Frühjahr und Herbst ordentlich schaukeln - nichts für schwache Mägen. Trotzdem sind jene Kreuzfahrtschiffe, die zu windigen Jahreszeiten durchs Mittelmeer fahren, sehr gut gebucht, selbst im April und November. Diese Schiffe sind so groß, dass sie im Sturm nur wenig schwanken - aber daran liegt es wohl nicht, dass sie so beliebt sind. Sondern am Preis. Die meisten viertägigen sogenannten Minikreuzfahrten sind ab 350 Euro zu haben, allerdings kosten Getränke, Ausflüge und Anreise extra. Sie richten sich an »Einsteiger«, die dieser Urlaubsform noch skeptisch gegenüberstehen und sie für wenige Tage testen wollen. Wer sich auf die schwimmende Bettenburg einlässt, bekommt einiges fürs Geld. So kann man etwa mit der MSC Fantasia im November von Genua über Marseille nach Barcelona und zurück schippern: drei Übernachtungen in der Innenkabine, À-la-carte-Essen in diversen Restaurants, ein Showprogramm mit täglich zwei Vorstellungen von Flamenco bis zur West Side Story, Hallenbad und Fitnessstudio mit Meerblick. Ganz nebenbei kann man sich auch noch die drei Städte anschauen - denn gefahren wird nachts. Hans Gasser

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    Wer in Marseille bleiben möchte: La Pension Edelweiss, sehr charmante Besitzerin, DZ ab 90 Euro, Tel. 0033/9/51 23 35 11.

    ESSEN
    La Boîte à Sardine, toller Fisch, korsisches Lokal, Tel. 0033/4/91 50 95 95.

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    msc-kreuzfahrten.de

    2. Die Sterne beobachten

    In der ersten Nacht braucht man starke Nerven. Es ist finster wie unter einer Filzdecke, überall raschelt es im Gebüsch, und dann blitzen auch noch rote Lichter auf. Das sind die Sternenbeobachter, die ihre Taschenlampen mit roter Folie abkleben. So gewöhnen sich die Augen besser an die Dunkelheit. Nirgendwo in Deutschland wird die Dunkelheit so zelebriert wie im Westhavelland, zwei Autostunden westlich von Berlin. Sie ist das Alleinstellungsmerkmal dieser Gegend, die lange ein Geheimtipp von Hobby-Astronomen war. 2013 haben sich die Gemeinden in der Umgebung zusammengetan und ihre Straßenbeleuchtung so umgebaut, dass kein Kunstlicht mehr in den Himmel abstrahlt. Seither ist das Westhavelland ein offiziell zertifiziertes »Sternenreservat«: Einen so dunklen Nachthimmel gibt es sonst nur im Hochland Namibias. Trotzdem sollte man den Tag hier nicht komplett verschlafen. Der Naturpark ist pure Wellness für Städter. Man kann radeln, zelten, in den Seen schwimmen oder sich im Kanu von der sanften Strömung die untere Havel hinab treiben lassen und am Ufer Rohrdommeln und Fischadler beobachten. Zwei Stunden nach Sonnenuntergang tanzen dann wieder die roten Lichter über die Feldwege - und dank Einführung vom Fachmann findet man spätestens in der dritten Nacht im Teleskop ganz allein die Whirlpool-Galaxie und den Andromeda-Nebel. Wer braucht bei dem Nachtleben schon Berlin? Jan Stremmel

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    Die einfachen Ferienhäuser von Liane Zemlin befinden sich direkt im Sternenpark.

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    Etwas südlich des Parks auf dem Floß wohnen.

    3. Mit Lamas wandern
    Das passiert also auch Naturburschen: vor dem Fernseher einschlafen. Und als Karl-Peter Schneeberger aufwachte, mitten in der Nacht, flimmerte eine Dokumentation aus Südamerika über den Bildschirm. Schnee­berger sah noch leicht verschlafen, aber fasziniert zu, wie Bauern ihre Waren auf Lamas zum Markt transportierten. »Die Tiere haben mir unglaublich gut gefallen – und das Gelände, das die bezwungen haben, das haben wir hier ja auch in Osttirol.« Also ließ er die Zweifler mit dem Kopf schütteln und kaufte sich Lamas. Im letzten Jahr hat er 45 000 Höhenmeter mit ihnen gemacht, gar nicht mal so viel, 2015 war er noch auf 65 000 gekommen. Und Sie können ihn begleiten. Klingt anstrengend? Keine Sorge, erstens telefoniert der Karl-Peter erst mal ausführlich mit Ihnen, weil Stadtmenschen falsche Vorstellungen von einer mehrtägigen Wanderung durch die Dolomiten haben. Manche wollen da oben zelten, dabei ist es dort viel zu laut, findet Schneeberger, »kaum dämmert der Morgen singen die Vögel und die Rehe bellen, da machst du kein Auge mehr zu«. Darum geht er mit seinen Gästen in Berghütten oder in Hotels im Tal. Duschen sei nämlich ratsam auf mehrtägigen Wanderungen. Zu ihm kommen zwar nicht die Wanderprofis, sondern eher die Gemütlichen, aber »die Leute sind es nicht mehr gewöhnt, mehrere Tage hintereinander zu laufen«. Und mit der Luft in 2000 Metern Höhe und mehr kommt auch nicht jeder zurecht. Trotzdem sei das ein »unbeschwertes Wandern«, wie Schneeberger es nennt. Also wörtlich gemeint, »denn die Lamas tragen ja das Gepäck«. Überhaupt die Tiere: da spricht der Schneeberger vom »Lama-Virus« und dass man die schon am ersten Abend so liebgewonnen hätte, dass man sie kaum wieder hergeben mag. Und klug seien sie obendrein, wenn etwa ein Kind stolpert, bleibt das Lama sofort stehen. Das jüngste Kind, das er auf einer Tour dabeihatte, war zehn Jahre alt. Und für Ältere seien die Touren auch kein Problem, sagt er, »ich bin ja selber sechzig«. Marc Baumann

    TOUR
    Karl-Peter Schneeberger bietet auf dolomitenlama.at verschiedene mehrtägige Wanderungen an. Für Familien mit Kindern empfiehlt sich etwa die zweitägige Tour »Bergwelt«, anspruchsvollere Wanderer nehmen die viertägige »Schleichwege der Jagdrivalen Ötzis«-Tour. Essen und Übernachtung inklusive.

    4. Den »Ring« erleben
    Bevor Sie aufbrechen: Vergessen Sie alles, was Sie über Bayreuth und die Festspiele gehört haben, wahr sind da eh nur die Geschichten, die erfunden klingen. Wissen müssen Sie nur: Das Rheingold beginnt um 18 Uhr, Die Walküre, Siegfried, Götterdämmerung beginnen um 16 Uhr, wer zu spät kommt, wird nicht mehr reingelassen, um die anderen nicht zu stören. Nach dem ersten Abend (zweieinhalb Stunden) werden Sie sich seltsam aufgekratzt fühlen, nach dem zweiten (knapp vier Stunden) satt und müde, nach dem dritten (noch mal vier Stunden) platt und zerlegt. Gehen Sie trotzdem in den vierten, er wird sie umhauen, nehmen Sie sich lieber ein paar Tage mehr frei, um danach in den Alltag zurückzufinden. Hier wird einmal die Welt erklärt, und zwar so, dass Sie am Ende das Gefühl haben, alles verstanden zu haben, ohne zu wissen, was eigentlich. Trinken Sie genug, essen Sie mittags nichts Schweres, nach den Aufführungen werden Sie lange draußen sitzen wollen. Besorgen Sie sich den Text. Versuchen Sie nicht, sich irgendwas zu merken. Nehmen Sie die Handlung nicht zu wichtig, niemand hier tut das. Die Musik wird Sie bei der Hand nehmen und mitziehen auf eine Weltreise ins Innerste. Florian Zinnecker

    ESSEN
    Restaurant Bürgerreuth, fünf Fußminuten vom Festspielhaus, mit großer Terrasse, auf der auch Sänger und Musiker sitzen, Tel. 0921/784 00.

    KARTEN
    bayreuther-festspiele.de

    5. Schön schreiben lernen
    Wenn ich Urlaubskarten schreibe, passiert Folgendes. Nach der Rückkehr klingelt das Telefon: »Was bitte ist ein Wohrmöbel? Und was wolltet ihr damit in Siafvankerk?« Wir waren mit einem Wohnmobil unterwegs. In Südfrankreich. Als Linkshänder habe ich schon in der Grundschule meistens Geschmier zu Papier gebracht. Während andere kleine Herzen als Tüpfelchen auf ihr i setzten, blieb mir die Tinte am Handballen kleben. So nistete sich das Gefühl ein: Mit mir und der Schönschrift wird das einfach nichts. Bedauert habe ich es immer. Also habe ich, auf sanften Druck meiner Mitmenschen, die von unleserlichen Postkarten und Einkaufszetteln genug hatten, beschlossen: Ich investiere ein bisschen Zeit in das Aufbessern meiner Handschrift. Besonders gut geht das in London. Die Stadt ist zu einem Zentrum moderner Kalligrafie geworden. Dort gibt es nicht nur tolle Museen wie die Wellcome Collection, die alte Manuskripte ausstellen, oder Pubs mit handgeschriebenen Bierkarten. Sondern auch einen Laden namens Quill, der auf Kalligrafiebedarf spezialisiert ist – und Schönschriftkurse bietet.

    Ich google die englische Übersetzung von Sauklaue (»Chicken Scratch«) und frage vorsichtig, ob auch Laien willkommen sind. Die Lehrerin heißt Julia, sieht aus wie die Bassistin einer Indierockband und lacht zur Begrüßung: »Hoffnungslose Fälle gibt es nicht.« Auch sie ist Linkshänderin, ihre Handschrift sah lange entsprechend aus. Durch Zufall hat sie die Kalligrafie für sich entdeckt, seit zwei Jahren ist sie professionelle Schönschreiberin. Die Warteliste für ihren vierstündigen Einführungskurs ist lang. Mehrtägige Seminare sind in Planung. Heute sind elf Leute da, fast nur Frauen, die bald heiraten. Sie wollen lernen, wie man Einladungen und Tischkarten schön beschriftet. Wir beginnen mit der Haltung des Füllers. Leichter Druck bei Abwärtsbewegungen. Ganz ruhig. Der Schlüssel zur schönen Schrift sind die Übergänge zwischen den Buchstaben: Nur so wird aus einem Wort wie »minimal« mehr als eine Sammlung lustiger Hubbel. Ich gebe mein Bestes, schreibe so langsam und gleichmäßig, wie ich kann. Die Übergänge kriege ich einigermaßen hin, konzentriere mich aber so stark auf sie, dass ich dafür manche Buchstaben vergesse. »Nicht aufgeben«, rät Julia, als sie mir über die Schulter sieht. Karten schreibe ich aus London nicht. Ich muss noch üben. Till Krause

    SCHLAFEN
    Im Best Western Swiss Cottage (4 Adamson Road) schläft man im Townhouse mitsamt Kronleuchter – DZ ab 120 Euro/Nacht.

    ESSEN

    Bang Bang (53 Warren Street) – unaufgeregter, toller Vietnamese.

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    Der Kalligrafie-Laden Quill (37 Amwell Street) stellt sogar Tinte her. Einsteigerkurse sind oft lange vorher ausgebucht.

    6. Art Nouveau in Brüssel besichtigen

    Lange hat niemand genau hingeschaut. 1000 Jahre ist Brüssel alt, aber der Tourismus hat die Stadt erst spät entdeckt. Erst recht ihre moderne Architektur: 1893 wurde die Art Nouveau gegründet, eine französische Version des Jugendstils, Belgien war im 19. Jahrhundert ein reiches Land. Victor Horta hat zuerst in der neuen Formensprache mit viel Glas, Eisen und Ornamenten gebaut. Hunderte Art-Nouveau-Häuser sind in der Innenstadt zu sehen, aber von Horta findet man kein einziges, bei dem sich auch nur die Türklinken ähneln würden. Ein deutscher Architekturkritiker zeigt bei Führungen oft noch das EU-Viertel, den Königspalast, den Grand-Place, den die Belgier für den schönsten Platz der Welt halten, und die alten Industriegebäude im Stadtteil Molenbeek, die in Hotels, Künstlerateliers oder Theatersäle umgewandelt wurden. Lars Reichardt

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    »Made in Louise«, nach Brüsseler Maßstäben nicht zu teuer und in Nähe einiger Ikonen der Art Nouveau.

    ESSEN
    Taverne du Passage, großer Saal im Art-déco-Stil (ca. 1930), belgische Küche.

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    Nächste viertägige deutschsprachige Architekturführung von Olaf Winkler vom 15. bis 18. Juni, Tel. 0049/178/988 44 09.

    7. Auf dem Fahrrad nach Bozen fahren
    Aufs Rad hinauf und aus der Stadt hinaus, die Isar entlang, flussaufwärts - was anfängt wie ein vertrauter Tagesausflug, soll diesmal viel weiter reichen: bis zum Brenner, dann nach Bozen, aber mal nicht im Auto, sondern auf dem Fahrrad. Am ersten Tag ist die Route altbekannt, Bad Tölz, Lenggries und zum Sylvensteinspeicher, wo die Isar wie ein Fjord wirkt. Dann über die Grenze, vor dem Achensee ist die erste Etappe geschafft. Am zweiten Tag mündet die Route in den Inntalradweg. Hinter Innsbruck zweigt der Weg zum Brenner ab. Abseits der Autobahn fährt man auf der anderen Talseite über Patsch, Ellbögen und Matrei bis Gries: zweite Etappe. Ab dem Brennerpass - dritter Tag - geht es immer bergab, auf einer wunderbaren Strecke: Die Brenner-Radroute bis Bozen folgt der alten, stillgelegten Bahntrasse durch ehemalige Eisenbahntunnel, dem Schwung früherer Gleise nach. Wer es eilig hat, fährt bis zum Einbruch der Dunkelheit durch bis Bozen. Alle anderen übernachten in Brixen und genießen dann die gemütliche Fahrt durch eine Landschaft, die sonst hinter dem Autofenster vorüberrauscht - besonders im Frühling, wenn in Südtirol die Apfelblüte beginnt, ist das wirklich ein Erlebnis. Florian Holzer

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    Zur Belohnung Infinity Pool oberhalb von Bozen: Hotel Belvedere in Jenesien, Tel. 0039/0471/35 41 27.

    ESSEN
    Zur Rose, St. Michael-Eppan, Tel. 0039/0471/66 22 49, Südtiroler Küche mit einem Stern.

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    Einer der besten Weinproduzenten Südtirols: die Kellerei St. Michael-Eppan.

    8. Einradfahren lernen
    Es sieht so einfach aus, wenn sie einem entgegenkommen. Wie locker sie die Dorfgassen hinunterbrettern, wie leichtfüßig sie die Wanderwege hinaufkurbeln: die Cracks des AC Villanders, einem der erfolgreichsten Einrad-Vereine Südtirols. Meistens sieht man sie in Gruppen, wenn sie trainieren, was einem hier, hoch über dem Eisacktal, zu jeder Tageszeit passieren kann. Die halbe Dorfjugend ist Mitglied, darunter einige amtierende Weltmeister in Disziplinen wie Cross Country und Downhill. Ja, mit dem Einrad querfeldein die Hänge und Wälder runter, das geht. Helm und Protektoren vorausgesetzt. Gebremst wird mit einem Hebel unterm Sattel.

    Um das gleich vorneweg zu sagen: Vier Tage werden leider nicht reichen, um dieses komplizierte Spiel aus Balance und Koordination zu erlernen. Selbst Naturtalente brauchen für die einfachste Übung - freihändig aufsteigen und losfahren - eine Woche. Wer es schon beherrscht, kann in Villanders aber vier wunderbare Tage verbringen: Es gibt einen vereinseigenen Hindernisparcours und Offroadstrecken mit Dolomitenblick. Mehrmals im Jahr veranstaltet der Verein Workshops und Wettkämpfe. Vom 2. bis 4. Juni findet das jährliche »Bahn + Muni-Turnier« in neun Disziplinen statt. Teilnehmer sollten einen Tag vorher anreisen, um das Gelände kennenzulernen. Ein vierter Tag empfiehlt sich aber auch für Zuschauer - etwa um vom benachbarten Klausen zum mittelalterlichen Kloster Säben hinaufzuwandern. Thomas Bärnthaler

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    Panoramablick auf die Dolomiten: Stephanshof, DZ ab 78 Euro, Tel. 0039/0472/84 31 50.

    ESSEN
    Historischer Bau aus dem 13. Jahr­ hundert, gehobene Küche: Ansitz zum Steinbock, Tel. 0039/0472/84 31 11.

    FAHREN

    Interessenten für Einrad­-Workshops und ­Turniere mögen sich an Ida Treibenreif wenden: Tel. 0039/ 339/865 19 48.

    9. Robert Musil hören
    Ulysses gelesen, Proust für den Lebensabend im Regal - Zeit für den dritten und letzten »unlesbaren« Klassiker! »Unlesbar«, Lieblingswort der Hörbuchhersteller. Musils Hauptwerk. Unvollendet. Glück gehabt, wäre sonst noch 1000 Seiten länger. Familie weg. Kaffee und Multivitamin da. Nicht liegend hören! Tiefschlafgefahr. Zurückblättern und dann vielleicht verstehen is’ nicht. Das Tagespensum: 15 Stunden und 41 Minuten. Mal vier. Aber dann hat man den Mann ohne Eigenschaften bewältigt. Und wie lässig klingt das denn? »Ist ja unlesbar, aber über Ostern hab ich’s mir in vier Tagen per Hörbuch gegeben.« Gurumäßig, reinholdmessnerhaft. Bitte keine Fragen jetzt. Echt kompliziert. Ein Mensch, der sich »Urlaub vom Leben« nimmt. Und seither alle Leser zwingt, das Gleiche zu tun. Wenn auch nicht mehr ein Jahr lang. Aber für ein ohrenbetörendes Wochenende. Ernst Franz

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    Ein Haus mit Zeitflair, in dem schon C. G. Jung, Sigmund Freud, Franz Kafka und Kaiser Franz Joseph übernachtet haben: Hotel Bayerischer Hof, München, DZ ab 260 Euro, Tel. 089/21 20-900.

    ANSONSTEN
    Mann ohne Eigenschaften, ungekürzte Lesung mit Wolfram Berger, DAV, 35,99 Euro.

    10. Den Watzmann umrunden

    Manchmal schaut der Berg so finster auf Berchtesgaden hinab, so steinböse wie der grausame Herrscher, der er einst war. Vor Urzeiten misshandelte König Waze sein Volk, eine Bäuerin verfluchte ihn, seitdem steht er da, zu Fels erstarrt, mit steinerner Frau und steinernen Kindern, macht den Menschen Angst und lockt übermütige Kletterer ins Verderben. Wer sich trotzdem rauftraut, muss wissen: Der Weg auf den Gipfel (2713 Meter) ist kein Spaziergang. Aber man kann den Watzmann in vier Tagen immerhin einmal umrunden: Am ersten Tag geht es vom Königssee (Traumstart!) hoch zum Watzmannhaus, dort Übernachtung mit herrlichem Blick. Am nächsten Tag trauen sich Geübte auf den Gipfel und wieder runter; alle anderen frühstücken ein bisschen länger, lassen den heftigen Teil aus und gehen auf halber Höhe weiter zur Wimbachgrieshütte - da treffen sich am Abend dann alle wieder. Am dritten Tag geht es über die Trischübelalm zum Kärlingerhaus am Funtensee, gelegen in einem Gebirgskessel. Am letzten Tag schließlich der Abstieg zurück zum Königssee (Traumausklang!). Max Fellmann

    WATZ GEHT AB
    Detaillierte Angaben und Wanderkarten bietet der Alpenverein auf davplus.de, Stichwort: »watzmanntour«.

    11. Gemüse einlegen
    Am ersten Tag passiert gar nichts. Am zweiten Tag ist ein einzelnes Bläschen zu sehen. Am dritten Tag bilden sich mehrere Blasen auf der Oberfläche der Gemüsescheiben im Einmachglas. Das könnte auch ein Zufall sein - das Wetter? Erschütterungen? Am vierten Tag steigen überall Bläschen auf, kein Zweifel: Es lebt. Ob wir Gurken einlegen oder Gemüse-Antipasti fermentieren, nach vier Tagen bei Zimmertemperatur hat die Fermentation begonnen, und Gurken oder Gemüse schmecken schon säuerlich frisch. Der Einlegesud perlt dann wie ein junger Wein. Früher - etwa als Captain Cook in die Südsee segelte und auf der langen Reise den Skorbut mit vitaminreichem Sauerkraut bekämpfte - waren das Kraut, die Gurken, die roten Beten nach einigen Monaten im Fass hauptsächlich sauer und gesund. Heute sind sie immer noch gesund, doch wir können den Reifeprozess dank des Kühlschranks genau dann abbrechen, wenn das Gemüse besonders gut schmeckt. Und dafür reichen oft vier Tage.

    ESSEN
    Ein Rezept, wie man fermentiert, finden Sie hier.

    Illustrationen: Laura Junger