Sagen Sie jetzt nichts, Hans-Joachim Heist

Der Komiker Hans-Joachim Heist, besser bekannt als Gernot Hassknecht, im Interview ohne Worte über Liebesbeweise, die Grenzen des Humors und die Schnittmenge zwischen ihm und seiner Kunstfigur.


    Geboren
    11. Januar 1949 in Seeheim-Jugenheim
    Beruf Komiker und Schauspieler
    Ausbildung Lehre zum Installateur, Ingenieursstudium (abgebrochen), Schauspielschule Wiesbaden
    Status Lautmaler

    Am liebsten regt sich Hans-Joachim Heist über Politiker auf, dabei war er selbst einer. Sieben Jahre saß er für die SPD im Pfungstadter Stadtrat – bis er als Gernot Hassknecht in der heute-show so bekannt wurde, dass keine Zeit mehr für Politik blieb. Es ist Freitagabend, halb elf, wenn Hassknecht heißläuft, ein kleiner Mann, der äußerst aggressiv werden kann. Man schreckt immer noch kurz zusammen, wenn er die Augen zusammenkneift und losbrüllt. Meistens folgen dann drei Minuten voller Entrüstung über die Kirche, die Europäische Union oder Alice Schwarzer – ohne Atempause, entschlossen, pointiert, mit einem Hang zur Selbstgerechtigkeit. Endlich sagt es mal einer, denken sich wohl die Zuschauer. Heist sieht in Hassknecht das »Sprachrohr der ungehörten Masse«. Er stellt die Fragen, die sich die meisten zumindest schon mal gedacht haben: »Wer zum Henker hat die Rechten aufgefordert, von ihren Stammtischen auf die Straße zu gehen?« Sein Leben lang spielte Heist in Theater und Film, zum Publikumsliebling wird er aber erst jetzt, mit Mitte sechzig – als Schreihals, den man nicht länger als nötig um sich haben will. Vielleicht lachen die Menschen über ihn, weil sie im Lachen die einzige Möglichkeit sehen, auf unsere sonderbare Gegenwart zu reagieren.

    Fotos: Ramon Haindl