»Die Trennung sollte immer eine Option sein«

Hat meine Beziehung noch einen Sinn? Viele Menschen ringen monate- oder jahrelang um eine Antwort auf diese Frage. Die Psychotherapeutin Franziska Malcher über Warnsignale, das beste Argument, in einer Partnerschaft zu bleiben – und ein einfaches Modell, das die Entscheidung erleichtern kann.

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SZ-Magazin: Frau Malcher, was sagt es über eine Beziehung aus, wenn eine Person hin und wieder an eine Trennung denkt?
Franziska Malcher: 
Trennungsgedanken sind völlig normal. Sie spiegeln, dass eine Person über ihr Leben und ihre Beziehung nachdenkt und sich fragt, wie gut die Partnerschaft läuft und wie wohl sie sich in ihr fühlt. Wenn die Beziehung über einen längeren Zeitraum belastet ist, dann ist es verständlich, dass diese Person auch mal über eine Trennung nachdenkt.

Wann werden Trennungsgedanken zu einem Warnsignal, das man ernstnehmen sollte?
Letztlich geht es immer um einen Abgleich: Wie groß ist die Diskrepanz zwischen dem Ist-Zustand und dem Wunsch-Zustand? Ist die Diskrepanz sehr groß und dauerhaft, führt dies zu einer starken Unzufriedenheit. Wenn sich an der Unzufriedenheit nichts ändert und der Trennungsgedanke über einen längeren Zeitraum immer wieder aufkommt, kann das ein Warnsignal sein. Dieser Gedanke muss aber nicht gleich in eine Handlung münden. Für mich als Paartherapeutin beginnt dann die eigentliche Arbeit: Gemeinsam herauszufinden, ob schon genug getan wurde, um die bestehende Unzufriedenheit zu verändern.