Das Beste aus aller Welt

Unser Autor bereitet Ihnen diesmal ein erlesenes Menü mit Spezialitäten aus fernen Ländern zu. Mit dabei zum Beispiel der "Gefühlte Hühnersack", die "Garnele dreist aufgekocht" und die "Pizza Volle Hosen". Guten Appetit!

Am Ende der Sommerferien, zum Finale des Sommers präsentiert der Wortstoffhof wieder eine Sammlung wunderbarer Gerichte in deutscher Sprache (oder was mancher dafür hält), gesammelt von den Lesern in den vergangenen Monaten, rund um den Erdball, getreu dem Motto, welches das Ehepaar B. aus Haltern auf einem Schild im portugiesischen Ort Alvor an der Algarve entdeckte: »Hier windaugh DEUTSCH gesproghen«.

Wir beginnen unser Menü in München, im Master’s Home in der Frauenstraße, wo Frau S. aus Martinsried unter den Vorspeisen ein »Thunfischfilet auf Frisbeesalat« entdeckte, eine weltweit vermutlich einzigartige Spezialität. Eine Alternative wäre, was Leser H. mir aus Oberursel schickte, gefunden in einem dortigen Lokal: »Vitello Tornado«.

Hinreißend der Beitrag von Herrn R. aus Wasserburg am Bodensee, der auf La Palma »Suppe von des Kükens Erbse« aß, wobei ihn besonders der korrekt zubereitete Genitiv entzückte, selbst in Deutschland heutzutage eine Rarität. Als Zwischengericht biete ich »Gefühlten Hühnersack« an, Leser G. brachte ihn aus Kutná Hora/Tschechien mit.

Meistgelesen diese Woche:

Zu den Meerestieren. Leser P. aus Debring wünscht guten Appetit bei »Garnele dreist aufgekocht« aus einem Fischrestaurant in Barcelona. Aus den USA erhielt ich eine sensationelle Speisekarte, darauf: »Frisches Filet des zur Vollkommenheit versengten Heilbutts«, auch »Riesige Garnelen gekocht zur Ihrer Zuneigung«, als Beilage empfehle ich »Gedämpfter Mischmasch von Gemüsepflanzen«. Ganz reizend, was Herr K. aus Gilching vor vielen Jahren in einem türkischen Lokal in Köln-Mülheim sah, aber dann doch nicht aß: »Muchelen mit Shane und ville Sarfe«.

Unglaublich jene Karte, die Frau B. aus München schickt, ihre Mutter brachte sie ihr aus England mit. Ein Gericht mit dem Titel »Hauptleitung strömt« wird dort wie folgt beschrieben: »Heim hat Fischfrikadelle gemacht, die mit klumpigen Spänen gedient worden ist, tauchen angekleidete Salate und Knoblauch ein«. Noch weniger begreiflich ist, was in Norwegen geschieht, Familie M. aus Berlin macht darauf aufmerksam: Im Prospekt für den Atlantikpark in Alesund heißt es: »14.30 werden die Pinguine von einem Smokingbekleideten serviert.« Und man dachte immer, die Norweger äßen nur Wale …

Fleisch? Leser O. aus Erding kehrte bei einer Radtour auf Mallorca im Restaurant Comidas Latitud Caseras ein, verzichtete indes auf »Zimmer mit Pfeffer Steak und Kartoffeln« und trank nur ein Cola. Frau V. aus München kopierte sich vor Jahren eine italienische Karte mit »Kohlenglutgekoch Ochrinds«, weist aber besonders auf Pizza »Volle Hosen« hin. Oder lieber »Paniertes Hähnchenbrustfell« von Haralds Heißer Theke in München, dort gelesen von Herrn J.?

Vegetariern lege ich den »Blumenstrauß crudité« ans Herz, Leserin A. aus Bielefeld fand ihn in Rimini neben vielen anderem auf der Karte, darunter »Isolationsschläuchen zum carbonara«.

Bei den Nachspeisen kommen wir nicht an der Eisschokolade »mit Drehknopf der Eiscreme« vorbei, die das Ehepaar B. im Café-Restaurant auf dem Wawel in Krakau entdeckte. Es sei denn, wir kehrten noch einmal nach England zurück und nähmen »Gewürzten Lebensunterhaltpudding mit Heim hat warmes Vanillepudding gemacht«.

Auf eine Getränkeempfehlung wird hier verzichtet zugunsten einer Anekdote von Leserin G. Sie schreibt: »Ich war im Getränkemarkt. Vor mir war ein Kunde, der einen größeren Posten Mineralwasser bestellte. Bei der Festlegung des Liefertermins schien es Schwierigkeiten zu geben; denn der Kunde war sich nicht sicher, ob er zum vorgeschlagenen Termin zu Hause sein werde. Dazu meinte der Verkäufer, ein Ukrainer: ›Kein Problem, wir Wasser lassen vor Ihre Tür‹.«

Zum Abschied für heute der Brief von Frau S., die auf einem Pappschild an einer Kneipe in Berlin-Wedding neben einer kleinen, mit schwarzem Filzstift gemalten Zielscheibe las: »Lernen Sie schießen und treffen Sie neue Freunde.« Die Kneipe sei immer offen gewesen, schreibt sie, und immer leer …

Illustration: Dirk Schmidt