¿Y ahora?

Das Ende einer Ära: Fidel Castros Tod wird für Kuba ein heftigerer Einschnitt als seine Machtübernahme vor 50 Jahren. Zum Jahrestag der Revolution: eine Reise in die Geschichte und die Zukunft der Insel.

Der Weg ins Herz der Revolution ist steil, so muss es sein. Vom Weiler Santo Domingo im tropischen Mittelgebirge der Sierra Maestra geht es mit dem Auto im ersten Gang die angeblich kühnste Straße der Insel hinauf. Landestypische Oldtimer vom Typ Buick oder Moskwa tun sich vermutlich schwer, aber es gibt moderne Mietwagen und notfalls Maulesel. Vom Parkplatz führt ein Lehmpfad durch Sträucher und Bäume hinauf zur Comandancia La Plata, ein paar karge Bretterbuden, das Hauptquartier von damals. Von hier aus eroberte Fidel Castros Aufgebot von 1956 bis 1959 die Republik, nachdem die 82 Rebellen auf der Yacht Granma aus dem mexikanischen Exil übergesetzt waren. Die oberste Hütte bewohnte Comandante Castro, erst seit Kurzem darf das Heiligtum fotografiert werden. Bett, Regal, Tisch, Bodenluke, alles aus Holz. Im Halbdunkel steht ein weißer, amerikanischer Kühlschrank, mit Hebelgriff und original Einschussloch.

Es ist eines der kurioseren Stücke der nationalen Devotionaliensammlung und erzählt einiges über das Kuba von gestern und heute: Ramponiert vom Schuss ins Blech steht der Kühlschrank da, aber er steht noch. Ramponiert trotzen auch Castro und sein Land dem amerikanischen Imperium, nichts brachte das sozialistische Kuba zu Fall, nicht die kubanische Raketenkrise, nicht die US- Invasion in der Schweinebucht, nicht die vielen Mordkomplotte der CIA und nicht Washingtons Embargo. Auch als Ende der Achtzigerjahre weit weg die Mauern fielen und fürs Erste der Sozialismus unterging: Kuba blieb auf Kurs. Altlinke finden hier einen Wallfahrtsort, andere Besucher ein Freilichtmuseum. Aber wie lange halten Mensch und Material noch durch? Das ist die Frage, deshalb sind wir tausend Kilometer weit unterwegs auf dieser Bühne namens Kuba, der ein Umbau bevorstehen wird. Man muss das alles noch mal gesehen und fotografiert haben. Außerdem wird die Revolution fünfzig Jahre alt, ein sensationelles Jubiläum. In der BRD regierte damals Konrad Adenauer, in der DDR Wilhelm Pieck, in den USA Dwight D. Eisenhower. Kuba wird das feiern, zu Neujahr. Vielleicht, wer weiß, tritt sogar Fidel Castro auf.

Wird McDonald's in Kuba einfallen?
Die Welt rätselt derweil, was mit diesem Relikt der Geschichte geschehen wird. Ob nicht doch irgendwann der Kapitalismus ein-
fällt auf dem letzten Eiland des Kommunismus, ob nicht doch »McDonald's« und »Starbucks« landen, ob nicht doch Exilanten aus Miami ihre Häuser zurückhaben wollen. Castro I. hat sich ja schwerkrank zurückgezogen, vordergründig ­ sein 77-jähriger Bruder Raúl übernahm die Regierung und öffnet zaghaft die Wirtschaft. Kubaner dürfen Handys und Computer kaufen und in Touristenhotels übernachten. Leisten können sich das nur wenige. Staatsbetriebe sollen nach Leistung bezahlen, Landwirte selbstständig arbeiten können. Die Politik aber bestimmt noch immer die alte Garde. Ihre Helden wachen über das Land wie Museumswärter, tot und lebendig, verkleidet und echt.

In Uvero am Fuße der Sierra Maestra sitzt Miguel Nieto Enamorado in einer Hütte mit Wellblechdach am staubigen Dorfrand. Sein hagerer Oberkörper steckt in einem schmutzigen Hemd, das Wohnzimmer ist dekoriert mit Plastikblumen, Porzellantigern und Glitzerbildern. Der Hausherr zückt einen speckigen Ausweis. »Verband der Kämpfer der Revolution«, Mitgliedsnummer 0032291. »Unser Triumph war eine gewaltige Freude«, sagt er und kramt Plastikschachteln hervor. Darin liegen fünf Orden am Band, vier goldene, ein silberner. Er hängt sich die Medaillen feierlich vor die Brust.

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Die Ortschaft Uvero klebt einsam an der karibischen Uferstraße, die 2005 der Hurrikan Dennis verwüstet hat. Der politische Wirbelsturm zog vor einem halben Jahrhundert vorbei, als Castro, Che und Kumpanen hier ihre erste wichtige Schlacht gewannen. Miguel Nieto zählt zu den unbekannten Kämpfern, obwohl er zufällig im selben Jahr (1926) und im selben Dorf (Birán) wie der Máximo Líder zur Welt kam. Er war Bauer, besorgte sich ein Gewehr der Marke Springfield und zog in den Kampf. Seine drei Brüder taten dasselbe. »Das Volk hatte Armut und Tyrannei satt«, hustet Señor Nieto und drückt auf sein Asthmaspray. »Der Kubaner ist Revolutionär. Wir werden noch lange Revolution und Sozialismus haben.«

(Lesen Sie auf der nächsten Seite: Das Wort »Revolución« hat längst verschiedene Bedeutungen. Es steht für Stolz, Frust, Aufbau, Verfall.)

Gibt es einen dritten Weg für Kuba?
Der Veteran gehörte zu denen, die Castro bei seinen stundenlangen Vorträgen bewachen durften. Dafür bekommt er inklusive Soldatenrente eine monatliche Pension von 420 nationalen Peso, ungefähr 15 Euro. Fünfzig Cent am Tag, nach UN-Richtlinien absolute Armut. Er ist nicht unzufrieden. Drüben im staatlichen Kramerladen gibt es auf Lebensmittelkarten billig Reis, Zucker, Mehl, schwarze Zigaretten der Marke Popular, ein paar Klamotten. Das Logo der Welthungerhilfe klebt an halb leeren Regalen. Aber selbst dieses Kaff hat Schulen, Krankenstation, Sportplatz.

Das sozialistische Leben auf Kuba findet ungebrochen statt: An
revolutionären Feiertagen wie dem 1. Mai und dem 26. Juli geht es zur Parade, darauf achten die »Komitees zur Verteidigung der Revolution«, kurz CDR, die über jeden kubanischen Wohnblock wachen. Auf Mauern, Schildern, Felsen, Autotüren prangen noch immer die alten Parolen: »Revolution ist Einheit« ­ »Revolution ist alles zu verändern, was verändert werden muss«, die Sinnsprüche sind in Castros Reich allgegenwärtig wie anderswo Sony und Coca-Cola, auch wenn sie langsam ausbleichen. »50. Jahr der Revolution« heißt es 2008, kubanische Zeitrechnung. Das Wort »Revolución« hat längst verschiedene Bedeutungen. Es steht für Stolz, Frust, Aufbau, Verfall. Für die Hoffnung, dass vieles anders wird, und die Angst davor.

Auch Fremde verfolgt der politische Zwiespalt auf Kuba. Nostalgiker suchen einen Fluchtpunkt, an dem die Erde sich langsamer dreht und ­ ganz harmlos ­noch ein bisschen Kalter Krieg gespielt wird. Und selbst Kritiker, die die Wende zu Demokratie und Markt fordern, wären entsetzt, wenn auch auf Kuba »Burger King« leuchtete und neureiche Mafiosi in Angeberschlitten vorbeirasten wie in Moskau oder Miami. Wenn Drogengangs in Slums wüteten wie in Kubas Nachbarländern Haiti und Guatemala. Und haben nicht Venezolaner und Bolivianer freiwillig die Castro-Freunde Hugo Chávez und Evo Morales gewählt und freuen sich über kostenlose Augenoperationen kubanischer Ärzte? Verachtet nicht die halbe Menschheit Castros Erzfeind Bush und sein Folterlager Guantánamo, kaum vier Fahrstunden von hier entfernt? Und ist nicht seit dem Absturz von Banken, Immobilien und Weltbörsen klar, dass auch die kapitalistische Orgie so nicht funktioniert? Andererseits ist ein
Einparteienstaat mit Minimallohn, Zensur und Stasi keine angenehme Vorstellung. Vielleicht gibt es für Kuba doch eine Alternative, einen dritten Weg?

In Santiago de Cuba, wo Fidel Castro am 1. Januar 1959 seine erste Siegesrede hielt, warten fünf Jahrzehnte später viele Bewohner noch auf fließendes Wasser, und die Schaufenster der Geschäfte erinnern an schlechtere Momente der DDR. Besen zu 3,75 Pesos, Gesichtspuder zu zwei Pesos, Sandalen für zehn Pesos. »Einheit, Stärke und Sieg«, heißt es dazu, nebenan ist das Büro für Verbraucherschutz. Deren Vorsitzende doziert neben Stapeln von Formularen auf abgeschabten Tischen begeistert über die Errungenschaften kostenloser Erziehung und Gesundheitsversorgung, über den Köpfen blättern Presspanplatten. Findet man nicht gleich heraus aus Santiago und fragt an der Tankstelle, bietet sich ein weniger euphorischer Lotse an.

»Alle wollen weg«, brummt er, ein sogenannter Jinetero, wörtlich übersetzt: ein Reiter, soll heißen: einer der Kubaner, die sich Ausländern an die Fersen heften und sich mit deren Devisen durchs Leben schlagen. Die meisten seiner Freunde seien in die USA abgehauen, seine Freundinnen würden bevorzugt Ausländer heiraten. Millionen Kubaner flüchteten. Wissenschaftler, Literaten, Musiker, Sportler, Ärzte. Sie schicken Geld und Güter, Kubas wichtigste Einnahmequelle - inzwischen werden die Päckchen wegen der Rezession in den USA oder Spanien allerdings immer dünner, das trübt kubanische Schadenfreude über die Probleme der arroganten Kapitalisten erheblich. Die Finanzkrise trifft Kuba aber auch in anderen Bereichen hart: Der Preis für Nickel, Kubas wichtigstes Exportgut, ist im Keller und auch der Tourismus könnte einbrechen.

(Lesen Sie auf der nächsten Seite: Noch präsenter als Fidel ist nur Che Guevara, auf T-Shirts, Plakaten und Hauswänden, und auf einmal sogar ganz lebendig.)

Was wenn Fidel Catros nicht mehr ist?
»Ich hab' keine Zeit für Politik«, sagt eine junge Frau, die an einer
Böschung in der Nähe von Bartolomé Masó um Mitnahme bittet. Ihr Bus kam wieder nicht, obwohl der Transport dank venezolanischen Öls und Fahrzeugen aus China ein bisschen weniger katastrophal geworden ist. »Spezialperiode in Friedenszeiten« hieß die Mangelwirtschaft nach dem Zusammenbruch des Hauptsponsors Sowjetunion, vorbei ist sie nicht. Noch weniger, seit die Unwetter Gustav, Ike und Paloma ganze Landstriche verwüsteten und Schäden in Höhe von rund 10 Milliarden US-Dollar anrichteten: 450.000 Häuser sind zerstört, und rund ein Drittel der Ernte. Die Reparaturarbeiten bewegen die Menschen mehr als die Politik. Außerdem ist laute Kritik riskant - Bekannte säßen wegen konterrevolutionärer Umtriebe im Gefängnis, sagt die Anhalterin.

Fidel Castros Regime hat für Kritik eben wenig über. Fidel bestimmt nach wie vor, ist immer noch Chef der Kommunistischen Partei. Zuweilen zeigt ihn Cubavisión kurz, einen schmalen Greis im Trainingsanzug von Adidas. Im KP-Blättchen Granma schreibt der Patient ungefähr alle vier Tage Kolumnen über Sozialismus, Finanzkrise, Orkane, Bush, Obama. Und niemand weiß, was der Tod des von vielen geliebten, von vielen gehassten und von den meisten respektierten Patrons bedeuten würde. Eine bessere Zukunft? Eine andere? Noch präsenter als Fidel ist nur Che Guevara, auf T-Shirts, Plakaten und Hauswänden, und auf einmal sogar ganz lebendig.

Kubas Jugend ist vor allem eines: unpolitisch
Mit Che-Frisur, Che-Shirt und Che-Mütze mit Stern schreitet Édgar Leonardo Prada durch den Ort Chivirico, wie über eine Bühne. Er verehrt den 1967 in Bolivien ermordeten Guerillero, und er kleidet sich nicht nur genauso, er ist auch ­ wie sein Idol ­ Mediziner. Sein Monatsgehalt: 336 Pesos, umgerechnet 13 Euro. Davon kann er sich nicht mal seine Che-Klamotten kaufen, die sind Geschenke von Urlaubern. »Ich versuche, mich von unseren Problemen abzuwenden«, sagt er, Ablenkung ist ein Nationalsport wie Baseball und Salsa. »Aber ich bin nicht blind.

Meine Mutter und ich sind Akademiker, und schau', wie wir leben: in einer Bruchbude!« Auch optisch ist das Che-Double die absolute Ausnahme, die meisten jungen Kubaner bevorzugen amerikanische Marken wie Nike oder Reebok, meist bezahlt von Touristen oder im Exil lebenden Verwandten. Stumpfsinniger US-Boykott und Kubas Propaganda haben zweierlei bewirkt: dass viele junge Kubaner unpolitisch sind und die nordamerikanische Kultur verehren.

Weiter nach Santa Clara, wo Che Guevara Ende 1958 die finale Offensive anführte. Zur Landstraße aus Zeiten des Diktators Batista gesellt sich bei Sancti Spiritus Kubas einzige Autobahn. Sie heißt A1 und beginnt an einer Wiese. Ein zeichenloses Asphaltband ins Nirgendwo, von der Breite einer Landebahn, die Russen bauten die Strecke nie fertig. Dafür gibt es keine Staus.

Am Stadtrand von Santa Clara thront ein Bronze-Che mit Maschinengewehr wie ein Leuchtturm. Die Knochen des unsterblichen Guerilleros ruhen darunter, in einer Gruft samt Museum, andächtig nähern sich einheimische Schulklassen und Bewunderer aus Italien oder Argentinien. In einer Galerie am Hauptplatz stapelt sich Papier zu Türmen, an der Wand baumeln neun Rollen Klopapier, mit Stempeln bedruckt. Es sind Installationen eines Nachwuchskünstlers namens Riddier Rodriguez, der damit Bürokratie und Paragraphen veralbern will.

So weit darf Satire gehen, die Vernissage war ein Erfolg. Rodriguez, 19, hat Kunst studiert an der Akademie von Santa Clara und den Sozialdienst hinter sich. Seine Freunde finanzieren ihre Projekte mit selbst gemalten Che-Portraits. Rodriguez ist Regierungsgrafiker und will als Dekorateur in ein Hotel am Strand wechseln, seine Eltern machen mit einer Hühnerfarm monatlich 1000 Pesos, rund 40 Euro, das ist schon was. »Mit den Reformen wird alles besser«, glaubt er. »Ich will leben, reisen.« New York steht auf seinem Käppi.

(Lesen Sie auf der nächsten Seite: Die Internet-Bloggerin Sánchez wohnt in einem grauen Hochhaus hinter dem Platz der Revolution. Ein Kasten aus den Tagen sozialistischer Völkerfreundschaft nach jugoslawischer Bauart.)

Eine breite Autobahn beginnt im Nichts
Von Santa Clara sind es noch rund 250 Kilometer bis Havanna. Vorbei an Weiden mit stacheligem Unkraut und Kühen, die nur mit staatlicher Genehmigung geschlachtet werden dürfen. An Plantagen, auf denen Zuckerrohr vor einigen Jahren neu entdeckt wurde: Einst machte das scharfkantige Gewächs Zuckerbarone reich, dann war es sozialistischer Devisenbringer und trieb zu wahnwitzigen Rekordernten, später lagen viele der Monokulturen brach. Verfallene Fabriken säumen die Strecke, aber auch moderne Labors: In einigen Bereichen, Biotechnologie oder Pharmazeutik zum Beispiel, ist Kubas Forschung sogar Weltspitze.

Havanna rückt näher. An den Straßenrändern passen Funktionäre in gelben Uniformen auf, dass Fahrzeuge mit Staatskennzeichen Anhalter mitnehmen. Sogar Polizisten trampen. In dem Fischerdorf Cojímar zehn Kilometer vor Havanna vermodert Hemingways Denkmal, dort spielte die Geschichte Der alte Mann und das Meer. Eine Mischung aus Wehmut und Überdruss begleitet in die Metropole mit ihrer halb restaurierten Altstadt und dem halb verfallenen Rest. Kuba kann nerven, wenn wieder die Milch fehlt, kann deprimierend sein, aber auch bezaubernd.

"Wir Kubaner leben in der Utopie anderer"
»Kuba ist ein Museum, für Besucher sehr schön. Aber es ist schwer, in einem Museum zu leben«, das sagt Yoani Sánchez. Die Internet-Bloggerin Sánchez wohnt in einem grauen Hochhaus hinter dem Platz der Revolution. Ein Kasten aus den Tagen sozialistischer Völkerfreundschaft nach jugoslawischer Bauart, ausgestattet mit zwei Aufzügen aus Armenien. Einer der beiden Fahrstühle steht still und wird ausgeschlachtet, um den anderen am Leben zu halten. Die täglichen Kuriositäten liefern der Philologin Sánchez, Jahrgang 1975, reichlich Stoff für ihr Internettagebuch. Auf der Website www.desdecuba.com schreibt sie unter »Generación Y« Miniaturen aus dem Alltag, schlicht, lustig, frustrierend.

In einem Beitrag schildert sie, wie Bekannte heirateten, um die vom Staat für Hochzeiten garantierten Kuchen- und Bierrationen zu kriegen, wie sie die Sonderzuteilungen nachher schwarz verkauften und getrennt weiter lebten. Aber auf Kuba ist Internet selten, träge, teuer, Sánchez kennen hier nicht sehr viele Leute. Im Ausland wurde die Cyberrebellin berühmt.

Time ernannte die Autorin zu einer der 100 einflussreichsten Zeitgenossinnen 2008, in Berlin wurde ihr Blog gerade zum weltbesten gekürt, und auch in Spanien wurde ihr ein Preis verliehen. Entgegen nehmen konnte sie die Auszeichnungen nicht. Sie vermisse keine Preise, sagt Sánchez, aber sehr wohl Rechte, »wie das, in meinem eigenen Land gelesen werden zu können«. Für sie ist das beste an dieser Revolution »der Beweis, dass Kontrolle, Ideologisierung und Gleichmacherei nicht der Weg einer Gesellschaft sein können. Wir leben hier in der Utopie anderer.«

Barack Obama heisst eine neue kubanische Hoffnung
Von 2002 bis 2004, nach ihrem Studium, durfte Yoani Sánchez mit
Sondererlaubnis in der Schweiz arbeiten. Aber sie kam zurück, wegen der Familie, und weil sie an ihre Heimat glaubt. »Langfristig bin ich zuversichtlich, aber es wird dauern.« Wird es eine sachte Version des Modells China: KP und Konsum? »Auf jeden Fall müssen wir unseren eigenen Weg suchen«, sagt Yoani Sánchez. Es wird schwierig, sie ahnt es. »Die Invasion der Symbole ist unvermeidlich. McDonalds wird uns überfluten.«

Eine neuere Hoffnung heißt Barack Obama. Er will Guantanamo schließen, er könnte einen Tourismus-Aufschwung bringen, er könnte vielleicht sogar endlich das US-Handelsembargo abschaffen. Das kann zwar dauern, aber warten, das können die Kubaner. Vorläufig steht draußen am Transportministerium der gewohnte Spruch: »Hasta la victoria siempre.« Immer bis zum Sieg.