Ein Herz für Rinder

Fall Sie gerade keinen chinesischen Kalender zur Hand haben: 2009 ist das Jahr des Rindes. Und damit Sie am 31.12. nicht sagen können, Sie hätten von nichts gewusst, verraten wir Ihnen jetzt 17 wertvolle Fakten über die Kuh, die Sie monatelang wiederkäuen können.

1) Rinder sind die zahlenmäßig stärkste Großsäugerart der Erdgeschichte – zurzeit leben 1,3 Milliarden Exemplare auf der Welt. Ihre Futterversorgung nimmt ein Viertel der Festlandfläche in Anspruch.

2) Das Aleph, der erste Buchstabe des hebräischen Alphabets, stellt den stilisierten Kopf eines Rindes dar. Auch das kleine griechische Alpha, aus dem sich unser Buchstabe a entwickelt hat, erinnert an die um 90 Grad gedrehte Vorderansicht einer Kuh. 3) Das Wort »Kapital« hat denselben Ursprung wie der englische Ausdruck für Rinder, »cattle«: Beide Wörter kommen von dem lateinischen caput, »Kopf«: Wer früher viele Köpfe sein Eigen nannte, also eine große Anzahl von Kühen besaß, war im ursprünglichen Sinn des Wortes ein Kapitalist.

4) Nicht nur in Indien gibt es heilige Kühe: Die alten Ägypter glaubten, dass das Firmament der Unterleib einer gewaltigen Himmelskuh sei.

5)
Kühe verbringen bis zu neun Stunden pro Tag mit Wiederkäuen. Dabei machen sie bis zu 30000 Kaubewegungen und produzieren zirka 200 Liter Speichel.

6)
Die Comicfigur Klarabella Kuh war in frühen Walt-Disney-Filmen und -Comics noch mit nacktem Euter zu sehen. Erst seit 1931 tritt sie bekleidet auf – Jugendschutzorganisationen hatten sich beschwert.

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7) Wenn Kühe in Ostafrika zu wenig Milch geben, pustet man ihnen Luft in die Vagina oder den Anus. Auch in Europa war die Technik des Kuhblasens früher bekannt. Thomas Dineley berichtete 1680 über die Iren: »Wenn die Milch beim Melken nicht frei fließt… blasen sie mit dem Mund so viel Luft in die Kuh, wie sie können. Deswegen ist ihre Nase hernach nicht selten mit Kot verschmiert.«

8) Bertolt Brecht ist vermutlich der einzige Dichter, der ein Sonett über eine scheißende Kuh verfasst hat (»Kuh beim Fressen« aus den Augsburger Sonetten).

9) Kühe gehören zu den schlimmsten Umweltverschmutzern. Da ihnen etwa alle 40 Sekunden ein Bäuerchen entfährt und sie dadurch bis zu 250 Liter Methangas pro Tag ausstoßen, sind sie massiv an der Aufheizung der Atmosphäre beteiligt.

10)
Einer Studie der Universität von Wisconsin-Madison zufolge erhöht sich die Milchproduktion von Kühen, die mit klassischer Musik beschallt werden, um 7,5 Prozent. Umgekehrt zeigte eine deutsche Untersuchung, dass Musik von den Wildecker Herzbuben den Milchertrag um 2,5 Prozent sinken lässt.

11) Auch Kühe haben Heimweh. Als Auslöser gilt der Gesang der Schweizer Alphirten: »Wenn Kühe von Alpenzucht, aus dem Geburtslande entfernt, diesen Gesang hören«, schrieb Johann Gottfried Ebel 1798, »werfen (sie) augenblicklich den Schwanz krumm in die Höhe, fangen an zu laufen, zerbrechen alle Zäune und Gatter und sind wild und rasend.«

(Lesen Sie auf der nächsten Seite: In englischsprachigen Ländern machen Kühe moo, auf Spanisch muuu, auf Französisch meuh, auf Niederländisch boeh.)

12) Der Gebrauch des Schimpfworts »Kühgyer« wurde früher in der Schweiz mit dem Tod bestraft – es bezeichnet einen Mann, der Sex mit Kühen hat. Doch nicht nur das Beschimpfen der Eidgenossen als Kuhliebhaber, auch der Sex mit Kühen stand in der Schweiz unter Todesstrafe.

13) In englischsprachigen Ländern machen Kühe moo, auf Spanisch muuu, auf Französisch meuh, auf Niederländisch boeh, auf Norwegisch bø und auf Ungarisch bú. Nur in Finnland beginnen Rinder ihre Äußerungen mit einem Vokal, dort machen Kühe ammuu.

14) Wohl kein Körperteil der Kuh muss so viel Häme einstecken wie ihr Auge. Das war keineswegs immer so: Den alten Griechen galt Kuhäugigkeit noch als Schönheitsideal. Niemand Geringerem als der Göttin Hera verliehen sie den Beinamen Boópis: »die Kuhäugige«.

15) Im Mittelalter glaubte man, dass der Teufel über unsere Sünden Buch führt. Er schreibt dabei auf Pergament, das aus der Haut von Rindern hergestellt wird. Wenn der Sünden jedoch so viele sind, dass sie jedes Maß sprengen, dann passen die Verfehlungen des Menschen »auf keine Kuhhaut«.

16) Bei den indischen Kurg gilt es als Ausdruck der Pietät, während der Trauerzeit für einen Verstorbenen auf angenehme Dinge zu verzichten, und das bedeutet vor allem, dass man keine Kuhmilch trinkt. Eine der schlimmsten Beleidigungen, die ein Kurg zu einem anderen sagen kann, lautet daher: Wenn du stirbst, werde ich Milch trinken!

17) Auch wenn Friedrich Nietzsche gegen Ende seines Lebens ein Pferd umarmte, hatte er doch, solange er noch bei Verstand war, vor allem ein Herz für Rinder. »So wir nicht umkehren und werden wie die Kühe, so kommen wir nicht in das Himmelreich«, schrieb er in Also sprach Zarathustra. »Es ist nicht mehr wahr, dass die Armen selig sind. Das Himmelreich aber ist bei den Kühen.«

Zusammengestellt von Florian Werner, Autor des Buches "Die Kuh: Leben, Wer und Wirkung" (Nagel & Kimche)

Foto: dpa