Hasta la Fiesta, Baby!

Auch ein Terminator hat einmal Geburtstag. Arnold Schwarzenegger sogar seinen sechzigsten. Christian Ankowitsch, Autor des Kleinen Universal-Handbuchs, gratuliert seinem steirischen Landsmann.

– Der Gouverneur des goldenen Traums –

Am 17. November 2003 legte Schwarzenegger den Amtseid als Gouverneur von Kalifornien ab. Danach richtete er eine, »sehr kurze Zwölf-Minuten-Rede« an die Festgäste, wie die CNN-Reporterin Judy Woodruff anmerkte. In seiner kurzen Ansprache sagte er unter anderem: »Präsident Reagan sprach von Amerika als einer glänzenden Stadt auf einem Hügel. Ich sehe Kalifornien als goldenen Traum am Meer.«
Anschließend räumte Schwarzenegger ein, manche hielten diesen Vergleich sicher für arg poetisch, »aber für einen Einwanderer wie mich, der als Junge die sowjetischen Panzer durch die Straßen von Österreich rollen sah, für jemanden wie mich, der mit nichts hierher kam und alles bekam, ist es nicht abwegig, Kalifornien als goldenen Traum zu sehen«.
(Einziger Schönheitsfehler dieser Aussage: Schwarzenegger ist in der Steiermark aufgewachsen, also in der britischen Besatzungszone; dort rollten keine sowjetischen Panzer.)

– Was lange währt… –

Meistgelesen diese Woche:

Seit 1980 wird in den USA jährlich die »Goldene Himbeere« vergeben – ein Preis für die mieseste schauspielerische Leistung des Jahres. Arnold Schwarzenegger wurde insgesamt achtmal nominiert (gewann aber nie):

Nominierung Kategorie Film Produktionsjahr
1983 Schlechtester Schauspieler Conan der Barbar 1982
1993 Schlechtester Schauspieler Last Action Hero 1993
1998 Schlechtester Nebendarsteller Batman & Robin 1997
2000 Schlechtester Schauspieler End of Days 1999
2001 Schlechtester Schauspieler The 6th Day 2000
2001 Schlechtestes Leinwandpaar The 6th Day 2000
2001 Schlechtester Nebendarsteller The 6th Day 2000
2005 Schlechtester Nebendarsteller In 80 Tagen um die Welt 2004

Im Jahr 2005 hatte die Jury der Golden Raspberry Award Foundation (G.R.A.F.) endlich Erbarmen und verlieh Arnold Schwarzenegger den Titel Worst Razzie Loser Of Our First 25 Years. Und zwar dafür, dass er die meisten Nominierungen bekommen hat, aber nie ausgezeichnet wurde.

– The Dark Side Of the Man –

1977, damals war er 29 Jahre alt, erzählt Schwarzenegger in einem Interview mit dem Magazin Oui, dass er Drogen nehme (»Ja, Gras und Hasch – keine harten Drogen. Der Punkt ist: Ich tue, wozu ich Lust habe.«), und wie es unter Bodybuildern mitunter zugehe (»Da kam ein schwarzes Mädchen, nackt. Alle waren sofort an ihr dran und brachten sie einen Stock höher, wo wir dann alle zusammen loslegten.« Oui: »Ein Gang Bang?« – »Ja.«).

– Seine besten Filmzitate (Originalfassung) –

»Adieu!«
Conan in: Conan der Barbar, 1982 (oben: Schwerter aus dem Film)
»I’ll be back!«
Der Terminator in: Terminator 1, 1984
»If it bleeds, we can kill it«
Dutch in: Predator, 1987
»I do not want to touch his ass. I want to make him talk!«
Ivan Danko in: Red Heat, 1988
»No problemo«
Der Terminator in: Terminator 2, 1991
»Ice to see you!«
Mr. Freeze in: Batman & Robin, 1997

– Riskante Leidenschaft –

Arnold Schwarzenegger hat eine bekannte Leidenschaft, die ihn mit dem US-Gesetz in Konflikt bringt: Er liebt kubanische Zigarren. Dagegen spricht das Handelsboykott, das die US-Regierung vor vielen Jahren gegen Kuba verhängt hat.
Bei Zuwiderhandlung drohen: a) die Konfiskation der Zigarren, b) Geldstrafen bis zur Höhe von 55000 Dollar und c) in besonders schweren Fällen sogar Haftstrafen. Weitere bekannte Liebhaber kubanischer Zigarren:
Fidel Castro · Tom Cruise · Demi Moore · Danny DeVito · Whoopi Goldberg · Jack Nicholson · Gerhard Schröder

Lob

»Er hätte das Zeug, einen guten Präsidenten abzugeben.« (Sylvester Stallone über seinen Kollegen) Schwarzenegger fehlt aber eine wichtige Voraussetzung: Er wurde nicht in den USA geboren. Damit er 2008 kandidieren könnte, müsste die Verfassung geändert werden. Zwei republikanische Parteifreunde Schwarzeneggers haben bereits entsprechende Anträge im Kongress eingebracht.

– Der Gagenkönig –

Glaubt man der Internet Movie Database, so hat Arnold Schwarzenegger in den Jahren 1970 bis 2003 insgesamt 242 337 000 US-Dollar verdient (das entspricht einem Jahresdurchschnitt von 7 343 545 Dollar). Hier die wichtigsten Gagen im Einzelnen:

· Terminator 3 (2003) 30 000 000 $
· Collateral Damage (2002) 25 000 000 $
· The 6th Day (2000) 25 000 000 $
· End of Days (1999) 25 000 000 $
· Batman&Robin (1997) 25 000 000 $
· Versprochen ist versprochen (1996) 20 000 000 $
· Eraser (1996) 20 000 000 $
· Junior (1994) 15 000 000 $
· True Lies (1994) 15 000 000 $
· Last Action Hero (1993) 15 000 000 $
· Terminator 2 (1991) 15 000 000 $
· Kindergarten Cop (1990) 12 000 000 $
· Terminator 1 (1984) 75 000 $
· Conan der Barbar (1982) 250 000 $
· Herkules in New York (1970) 12 000 $

Arnold Schwarzeneggers Privatvermögen wird übrigens auf rund 100 Millionen Dollar geschätzt (Stand 2006). Das entspricht – bei einem aktuellen Preis von ca. 55 000 Dollar – exakt 1818 Fahrzeugen der Marke Hummer, die Schwarzenegger liebt.

– Versprochen ist versprochen –

Im April 2005 forderte der Immigrant Schwarzenegger: »Schließt die Grenzen in Kalifornien, in ganz Mexiko und in den USA!« Am nächsten Tag korrigierte er: »Gestern habe ich die Wörter völlig durcheinander gebracht. Ich meinte nicht ›schließen‹, ich meinte ›sichern‹. Ich glaube, äh, mein Englisch… ich muss zurück auf die Schule und noch etwas lernen.«

Wetten, dass…

Schwarzenegger trat dreimal als Gast der deutschen Show Wetten, dass… auf:
1988 Linz
1991 Saarbrücken
1996 Hannover

– Arnolds Auto-Axiom –

»Ich habe bei Autos eine Regel: Wenn ein Auto bei mir dreimal kaputt geht, dann mag ich es nicht mehr, egal, was kommt.« (Süddeutsche Zeitung, 7.8.2003) Möglicherweise ein Grund, warum Schwarzenegger jahrelang auf die panzerartigen Fahrzeuge der Marke Hummer setzte (siehe: Der Gagenkönig).

– Willkommen im Club –

Arnold Schwarzenegger könnte einen Club gründen, dessen prominente Mitglieder ihren Ausweis allesamt im Gesicht tragen – die prägnante Zahnlücke (griechischer Fachbegriff: Diastema). Hier weitere bekannte Clubmitglieder:
Laurence Fishburne · Lauren Hutton · Samuel L. Jackson · Elton John · David Letterman · Madonna · Eddie Murphy · Alfred E. Neumann · Vanessa Paradis · Condoleezza Rice · Ronaldo · Seal · Sponge Bob · Jürgen Vogel

– Einer von vielen –

In den deutschsprachigen Versionen seiner Filme spricht sich Schwarzenegger nicht selbst. Das amerikanische Publikum hält zwar gerade Arnolds breiten Akzent für ein besonderes Zeichen von exotischer Männlichkeit, aber für die deutschen Kinos lässt er sich lieber synchronisieren – und dabei teilt er sich seine Stimme sogar mit einem ganzen Haufen anderer Stars:
Terence Hill · John Travolta · Nick Nolte · Sylvester Stallone · Adriano Celentano · Dennis Quaid · Michael York · Dan Aykroyd · Rutger Hauer · John Cleese
Sie alle werden auf Deutsch von dem 65 Jahre alten Schauspieler Thomas Danneberg gesprochen (und deshalb klingt der Terminator-Spruch »Hasta la vista, baby« genau wie der Monty-Python-Satz »Ich erkenne einen toten Papagei, wenn ich einen toten Papagei sehe!«)

– Ah-Nuld –

Sein starker steirischer Akzent und vor allem sein sperriger Name machten Schwarzenegger oft zum Gegenstand öffentlichen Spotts. Hier einige Spitznamen, die dem Schauspieler und Politiker im Laufe seiner verschiedenen Karrieren verliehen wurden:

Schwarzenschnitzel

»Die Leute sprechen meinen Namen immer als Schwarzenschnitzel aus, das ist einfacher.« (O-Ton A. Sch.)
Polit-Terminator
Anspielung auf seine Rolle als Kampf-Roboter Terminator T800
Gouvernator
Mischung aus Gouverneur und Terminator
Steirische Eiche /Styrian Oak / Austrian Oak
Arnie
Arnold Strong

Pseudonym, das A. Sch. zu Beginn seiner Filmkarriere verwendete
The Green Governor / Der grüne Terminator
Anspielung auf Sch.s neues Engagement für den Umweltschutz
Conan the Republican The Running Man
(Titel eines Films mit A. Sch. von 1987)
Ah-Nuld / Ah-nold / Awnuld
Verballhornungen von Arnold
Conan Schwarzenegger
Anspielung auf seinen ersten Filmerfolg »Conan, der Barbar«, 1982

– Terminated –

Ebenso wie in vielen seiner Filme zeigte Arnold Schwarzenegger auch in seiner Rolle als Gouverneur von Kalifornien keine Gnade. Er lehnte die Gesuche dreier Gefangener ab, die in der Todeszelle saßen. Inzwischen wurden sie hingerichtet.

Wer Wie Wann Weswegen Wo
Donald Beardslee Giftspritze 19.01.2005 zweifacher Mord San Quentin
Stanley »Tookie« Williams Giftspritze 13.12.2005 vierfacher Mord San Quentin
Clarence Ray Allen Giftspritze 17.01.2006 dreifacher Mord San Quentin

Seit Dezember 2006 dürfen in Kalifornien keine Hinrichtungen mehr vollzogen werden, da einer Bundesgerichtsentscheidung zufolge die Verwendung der Giftspritze gegen die Verfassung verstößt. Schwarzenegger hat im Mai 2007 eine 100 Seiten lange Liste von Vorschlägen unterbreitet, die den weiteren Einsatz der Giftspritze sichern sollen. Ausgang: offen.

– Arnold und ich –

Steirer sind wie Moslems: Die einen müssen einmal in ihrem Leben in Mekka gewesen sein, die anderen einmal Arnold Schwarzenegger begegnet sein. Denn Schwarzenegger ist die Steiermark. Und die Steiermark ist Schwarzenegger. Der kalifornische Gouverneur stammt aus einem Kaff, das nicht einmal Einheimische kennen. Es heißt Thal, liegt auf 461 Meter Höhe, etwa vier Kilometer nordwestlich der steirischen Landeshauptstadt Graz. Dort wurde Schwarzenegger vor sechzig Jahren geboren, am 30. Juli 1947.
Ich bin meiner Pflicht als Steirer 1999 nachgekommen. Ich sollte ihn für eine Zeitung interviewen und war angemessen aufgeregt, als ich im Münchner Hotel »Bayerischer Hof« eintraf. Man empfing mich in einer Atmosphäre, die den Verdacht nahelegte, Schwarzenegger sei schwer krank, die vielen wichtigen Menschen von Filmfirma und Management sprachen ernst, mit gedämpfter Stimme. Ich musste ewig in einem Hotelzimmer warten, dann kam eine Dame und flüsterte: »Nicht mehr lange.« Pause. »Aber ich fürchte, der Termin wird ein wenig kürzer…«
Als ich schließlich in dem Zimmer saß, in dem ich Schwarzenegger treffen sollte, hatte sich meine Gesprächszeit auf exakt zehn Minuten reduziert, und ich fror. Arnold liebt frische Luft, man hatte die Fenster weit geöffnet, obwohl Novemberwetter herrschte. Zum Glück hatte ich meinen warmen steirischen Walkjanker angezogen. Ich wollte signalisieren: Wir, Herr Schwarzenegger, gehören zusammen. Vertrauen Sie meiner Jacke!
Dann kam er endlich, verschwendete meine kostbaren Minuten, indem er umständlich eine Zigarre anzündete, und ignorierte meine Jacke. Genau genommen nicht nur die Jacke, sondern auch mich, denn er reagierte nicht auf mein demonstrativ steirisches Deutsch. Nichts. Kein Augenzwinkern. Kein landsmännisches Schulterklopfen. Stattdessen sagte er, dass ihm meine Fragen zu negativ seien (er machte gerade Werbung für seinen dämonischen Film End of Days und ich wollte mit ihm über die Hölle sprechen). Also plauderten wir ziellos, und dann erschien auch schon eine Assistentin, schnitt uns das Wort ab und begleitete Arnold zum nächsten Interview. Ich saß noch eine Minute schweigend im Zimmer. Kein gutes Interview, nein. Aber ich hatte Arnold Schwarzenegger getroffen. Alles, was ein Steirer getan haben muss.

Illustrationen: Dirk Schmidt