Wie im Bilderbuch

Josh Cooley mag Kinderbücher. Und er mag brutale Filme. Der Künstler hat es tatsächlich geschafft, diese beiden Leidenschaften zu vereinen. Das muss man gesehen haben.

    Im Grunde sind es nur ein paar Pinselstriche: Die Zahnlücke. Der irre Blick. Der rot karierte Hausfrauenkittel. Und die Andeutung eines Armes, der zur tödlichen Waffe wird. Das reicht völlig, um den Betrachter mitten in die Szene zu holen. Man kann die Killermaschine T-1000 aus "Terminator 2" regelrecht ins Telefon flöten hören: "Wolfie geht es gut. Wo bist du?" Das Prinzip funktioniert beim Terminator genauso wie bei "Alien", beim "Schweigen der Lämmer" und bei "Shining". Kinderbuchzeichnungen müssen eben einfach sein, sich auf die wesentlichen Details beschränken. Und zu entscheiden, was an einer Szene wesentlich ist, darin hat Josh Cooley Übung. Der 31-Jährige Amerikaner arbeitet als Storyboard-Designer bei Pixar, das heißt, er entwirft Zeichnungen für bereits geschriebene Drehbücher. In seiner Freizeit zeichnet er die besten Szenen seiner Lieblingsfilme nach. Und zwar im Stil von Kinderbüchern.

    Die erste Zeichnung entstand vor zwei Jahren, erzählt Cooley, als er damit begonnen hat, seiner Tochter aus Kinderbüchern vorzulesen. "Mir ist damals klar geworden, wie lange es noch dauern wird, bis ich mit ihr meine Lieblingsfilme ansehen kann." Also habe er sich gefragt, wie "Der Pate" wohl aussehen würde, wenn es eben kein Blockbuster, sondern ein Kinderbuch wäre. Herausgekommmen ist ein comichaft erschrockener Regisseur Woltz, der auf den abgetrennten Kopf seines Lieblings-Rennpferdes starrt. Das Pferd hat Kreuze statt Augen. Blut ist keines zu sehen. Cooley hat das Bild seiner Tochter bislang nicht gezeigt. Aber mit dem Zeichnen hat er zum Glück weitergemacht.

    Meistgelesen diese Woche:

    "Ich werde ihm ein Angebot machen, das er nicht ablehnen kann, sagt Marlon Brando alias Don Vito Corleone im Film Der Pate (Francis Ford Coppola, 1972).

    Gerade lässt er ein Buch mit 18 seiner "unpassenden Kinderzeichnungen" und anderen Bildern drucken. Es wird spätestens im Herbst über seine Website http://cooleycooley.blogspot.com/ erhältlich sein. Mit dem Nachzeichnen von Filmszenen will er weitermachen. Vielleicht so lange, bis seine Tochter endlich alt genug ist - für die Zeichnungen, und auch für die Filme.