Japan ganz privat

Wir stellen Ihnen jede Woche junge, talentierte Fotografen vor. Diesmal: Der Japaner Koji Takiguchi und sein verstohlener Blick in den Alltag von ganz normalen Menschen.

    Name: Koji Takiguchi
    Geboren: 1977 in Shizuoka, Japan
    Ausbildung: Tokyo National University of Fine Arts and Music, Studienrichtung Design
    Website: http://kojitaki.com/


    SZ-Magazin: Herr Takiguchi, für Ihre Serie "Peep" haben Sie Menschen bei Ihrer Arbeit, bei sich zuhause und bei deren liebstem Hobby fotografiert. Wollen Sie uns etwas über das Konzept erzählen?

    Takiguchi: Es geht bei dieser Arbeit um das Beobachten und Verstehen von völlig Fremden. Wir leben in einer Gesellschaft, in der wir so viele Leute treffen, über die wir so gut wie nichts wissen. Selbst viele unserer Bekannten sehen wir entweder nur während der Arbeitszeit, oder nur in der Freizeit. "Peep" bedeutet ja, einen kurzen Blick werfen, oder verstohlen auf etwas gucken. In dieser Serie werfe nicht nur ich einen schnellen Blick auf das Leben der Menschen, sie starren auch zurück. Wie ist die Idee entstanden?
    Ich habe mich schon bei früheren Arbeiten mit Leben und Tod beschäftigt. Ich wollte nun einfach ein Projekt machen, das sich mit dem Leben der anderen auseinandersetzt. Aber ich wollte nicht tief hineingraben oder etwas ergründen, sondern eben nur "peepen".

    Wo haben Sie die Fotos gemacht?
    Bislang ausschließlich in Tokyo. Ich werde das Projekt nun aber auch in anderen Gegenden fortsetzen. Ich möchte gerne mit meiner Arbeit das heutige Japan abbilden.

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    Erkennen Sie einen großen Unterschied zwischen europäischen und japanischen Fotografen?
    Den gibt es bestimmt. Aber was so kompliziert daran ist: Wir wissen zwar, was europäische Fotografie ist, gleichzeitig tappen wir aber im Dunkeln, wenn es darum geht, japanische Fotografie zu definieren. Was ist das eigentlich?

    Was denken Sie denn?
    Ich glaube, dass Europa eine lange Bild-Kultur hat, während in Japan das Buch das kulturell dominierende Medium ist. Das führt dazu, dass für uns ein Bild alleine noch keine Aussage macht. Es ist immer erst der Kontext, und die Zusammenstellung, die eine Bedeutung in die Bilder bringt. Außerdem gibt es hier die Tradition, beim Fotografieren vieles im Unklaren zu lassen. Vielleicht hat das auch damit zu tun, dass Europa monotheistisch geprägt ist, und Japan polytheistisch.

    Gibt es Fotografen, die Sie besonders bewundern?

    In Japan ist es Nobuyoshi Araki - seine Arbeit hat mir erst gezeigt, wie man sich fotografisch ausdrücken kann. Was westliche Fotografen angeht, würde ich die Amerikanerin Mary Ellen Mark und den Franzosen Charles Freger nennen.