Die Partymeile

Nein, in den Katakomben von Paris liegen nicht nur Totenköpfe rum – im Gegenteil: Unter den Straßen der Stadt steigen großartige Feste. Und die Polizei kommt den Feiernden einfach nicht hinterher.

Ort Ganz Paris. Unter der Stadt liegt ein rund 300 Kilometer langes Labyrinth aus Metrotunnels, Kanälen und Katakomben.

Umgebung Das unterirdische Paris spaltet sich in zwei Teile: den offiziellen und den geheimen. Der offizielle, das sind zum Beispiel die ehemaligen Markthallen »Les Halles«; hier kann man auf vier Stockwerken unter der Erde einkaufen, die Metro wechseln, ins Kino oder Schwimmbad gehen. Oder das Carrousel de Louvre unter der Glaspyramide, mit Geschäften und Veranstaltungsräumen, in denen bis Anfang 2010 auch Modenschauen stattgefunden haben. Mit Models und Designern unterirdisch tanzen kann man im grottenartigen Kellerraum des »Le Montana« in Saint-Germain-des-Prés, das »Studio 54« von Paris im 21. Jahrhundert. Weniger glamourös sind die Katakomben. An der Metrostation Denfert Rochereau geht es 82 Stufen auf einer engen Wendeltreppe nach unten und durch schmale, niedrige Gänge immer tiefer hinein bis zum Totenreich: Hier grinsen einen unzählige Schädel von säuberlich gestapelten Knochenbergen an.

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Nun zum geheimen Teil der Pariser Unterwelt, zu den illegalen Partyorten der Stadt, hier feiern die »Cataphiles«, die Höhlenliebhaber. Sie steigen durch Gullydeckel in die Tiefe, suchen geeignete Räume. Am Abend der Party führen sie ihre Gäste in unterirdische Festsäle. Die Treffpunkte werden per Mail und im Internetforum CKZone weitergegeben – das im Übrigen auch die Polizei aufmerksam beobachtet.

Gefahr Wer für eine illegale Party in die Unterwelt steigt, sollte seine Reisegruppe nicht verlieren: In dem Labyrinth aus Gängen verirrt man sich schnell.

Touristen Je nach Gegend: Bildungsreisende, Paare, Studenten, Models. Auf einer der unterirdischen Partys soll sogar mal Prinz Harry getanzt haben.

Beste Zeit Immer, aber besonders im Frühling.

Geschichte In den Stollen unter Paris wurde Kalkstein abgebaut, schon die Römer errichteten vor 2000 Jahren damit ihre Paläste und Tempel. Auch später benutzte man das Material für die Prachtbauten der Stadt – den Louvre zum Beispiel und Notre-Dame. Ende des 18. Jahrhunderts stürzten einige Straßenzüge ein, weil der Boden nachgab, und man begann die Steinbrüche zu schließen. Als die Friedhöfe der Stadt für die vielen Seuchentoten zu eng wurde, wandelte man die Stollen in Katakomben um: Die Gebeine von rund sechs Millionen Parisern liegen unter der Stadt begraben. Schmuggler nutzten die Unterwelt, Schriftstellern diente sie als Schauplatz für Geschichten, die Résistance plante hier den Widerstand im Zweiten Weltkrieg. Dann kamen die Partyveranstalter; erst 2004 fand die Polizei einen Kinoraum knapp 20 Meter unter dem Chaillot-Palast, gegenüber dem Eiffelturm, mit Krimi-Filmrollen, einer Bar und einem Zettel, auf dem stand: »Sucht uns nicht!« In vielen Schächten und Gängen liegen heute auch Wasser- und Stromleitungen, ein Teil wurde für die Metro ausgebaut.

Übernachten »Hotel Le Clos Medicis«, 56 Rue Monsieur-Le-Prince, DZ ab 215 Euro. Kleines, feines Hotel in St.-Germain-des-Prés. www.hotelclosmedicisparis.com

Essen Restaurnat »L’Epi d’Or«, 25 Rue Jean Jacques Rousseau.

Bloß nicht in das Musée des Egouts gehen, wenn man empfindlich gegen üble Gerüche ist. Am Quai d’Orsay führen einige Stufen nach unten in die Kanäle, hier kann man etwas über das Abwassersystem von Paris lernen. Victor Hugos Romanheld aus Les Misérables, Die Elenden, ist durch diese Gänge geflohen.

Unbedingt Macarons als Mitbringsel kaufen, zum Beispiel bei Ladurée, Rue Bonaparte 21 – Kekse aus Mandelbaiser mit Pistazie-, Zitrone- oder Schokofüllung, einfach köstlich.

Illustration: Nigel Peake, Foto: AP