Grottnerhof, Südtirol

Wann ist Ihnen zum letzten Mal die Spucke weggeblieben? Susanne Schneider weiß, wann: Als sie den Grottnerhof in Südtirol betreten hat.

Vielleicht bräuchte die Welt, vielleicht bräuchte die Hotellerie mehr Wahnsinnige wie Stefan Pramstrahler, dann würde das Reisen wieder Abenteuer. Pramstrahler hat eigentlich alles: Ein top geführtes Hotel - das »Hotel Turm« in Völs am Schlern hoch über Bozen - oft und zu Recht ausgebucht wegen seiner Lage, seines Spas, seiner vorzüglichen Küche, die Pramstrahler selbst anführt, und wegen seiner Bilder natürlich, die an jeder Ecke hängen, Beuys, Kokoschka, Dix, Klee, de Chirico, Originale allesamt. Schließlich war schon Pramstrahlers Vater ein Wahnsinniger, mehr Künstler und Sammler als Hotelier.

Dann genügte es dem Sohn nicht mehr, ein gutes Hotel zu führen und er kaufte sich, eine halsbrecherische Straße talabwärts, einen Hof aus dem 13. Jahrhundert dazu, den »Grottnerhof«, beließ ihn einerseits, wie er war, grob und rußgeschwärzt, baute aber andererseits zwei hochmoderne Suiten ein, bei deren Anblick einem die Spucke trocknet, bevor man schlucken kann: wenn man begriffen hat, dass die Suiten im Grunde riesige Bäder auf zwei Ebenen sind, mit Stahlwaschbecken auf Baumstämmen neben dem Bett, dem Klo in der einen Suite im Spiegelschrank, in der anderen offen im Zimmer; und neben dem weißen Ledersofa und dem LCD-Flachbildschirm steht in der ersten Etage ein Weinfass, groß und offen und als Badewanne mit Blick auf die Dolomiten zu verwenden. Und morgens rauscht ein Kellner vom »Hotel Turm« mit dem Auto an, den Kofferraum gefüllt mit allen Köstlichkeiten Südtirols. Frühstück für Kaiser - mit schönem Gruß vom Wahnsinnigen.

Grottnerhof, Völser Ried, I-39050 Völs am Schlern, Buchung über Hotel Turm, Tel. 0039/0471/725014, www.hotelturm.it, DZ dort ab 174 Euro, Suite für 2 im Grottnerhof ab 322 Euro.

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Fotos: dpa