So lautete eine der Aufgaben der Abiturprüfung 2010, die bayerischen Schülern im Grundkursfach Geografie gestellt wurden:
Aufgabe 2.2
Im Rahmen des Ausbaus der Energieerzeugung aus Kernkraft wurde beschlossen, die japanischen Kernkraftwerke an den Küsten, jedoch in Entfernung zu den großen Verdichtungsräumen zu errichten. Begründen Sie diese Entscheidung und stellen Sie positive Effekte für die Entwicklung der räumlichen Strukturen an diesen Standorten dar!
Hier lesen Sie eine Auswahl von Antworten, mit denen Abiturienten damals noch punkten konnten:
»Die Kernkraftwerke brauchen eine Kühlung, um die Reaktion steuern zu können und die Überhitzung zu vermindern. Wenn diese Kraftwerke an den Küsten gebaut werden, so kann das Meerwasser als Rückkühlung verwendet werden, und die Kosten für einen komplizierten Rücklauf ins Hinterland können gespart werden.«
»An der Küste musste zwangsweise gebaut werden, da nur dort genügend ebener Platz vorhanden war.«
»Da Japan durch Naturkatastrophen sehr gefährdet ist, ist der Bau von Kernkraftwerken in Entfernung zu Verdichtungsräumen sinnvoll. Des Weiteren ist die Küstenlage gut geeignet, da Kernkraftwerke viel Wasser zur Kühlung benötigen. Auch hier ist die Distanz von Vorteil, da sich das Wasser nicht nur erwärmt, sondern auch leicht radioaktiv sein kann.«
»Die Entscheidung, die Kernkraftwerke in Japan an den Küsten und nicht in den Städten zu errichten, wurde deshalb getroffen, weil ein Kernkraftwerk das Stadtbild stören würde. Außerdem sehen viele Menschen nach der Tschernobyl-Katastrophe ein solches Kernkraftwerk als gefährlich an; wenn wirklich einmal eine Katastrophe passieren sollte, liegt dieses Kernkraftwerk nicht mitten in einem Ballungsraum mit sehr vielen Menschen.«
»Der Bau von Kernkraftwerken schafft viele Arbeitsplätze, und durch die Ansiedlung, entfernt von Ballungsräumen, entlasten die Kernkraftwerke die überfüllten Städte.«
»Zum einen ist in den Ballungsräumen für riesige Anlagen wie ein Kernkraftwerk wenig Platz vorhanden, sodass eine Ansiedlung an anderen Orten unvermeidbar ist. Zum anderen dient die Ansiedlung an anderen Orten auch in gewisser Weise dem Schutz der Anwohner und den Strukturen der Städte, welche durch eine Explosion völlig zerstört wären.«
»Kernkraftwerke sind nicht groß, das heißt, eine geringe Fläche reicht aus.«
»Dadurch, dass Kernkraftwerke aufs Land gebaut werden und nicht in die Stadt, verbessert sich die Infrastruktur der ländlichen Gegend. Auch die Landflucht wird eingedämmt, da sich nun auch Arbeitsplätze im ländlichen Teil einrichten lassen.«
»Mit dem Bau der Kernkraftwerke in solche Regionen verbindet sich die Hoffnung auf eine positive Ausstrahlung auf andere Industrien. Und damit eine vermehrte Industrialisierung und evtl. Investitionen bzw. Ansiedeln ausländischer Betriebe.«
»Da Kernkraftwerke durch eine Explosion die Bevölkerung gefährden können, baut man sie in wenig erschlossene Küstenregionen. Da man diesen radioaktiven Abfall wieder beseitigen muss, ist es von Vorteil, die Kernkraftwerke in der Nähe der Küste zu bauen. Damit kann man den Abfall leichter außer Landes bringen.«
»Auch ist durch eine Lage an der Küste für Unternehmen, die weniger Wert auf die Umwelt legen, das Meer eine schnelle und einfache Methode zur Abfallentsorgung.«
»Des Weiteren ist es von Vorteil, wenn man die radioaktiven Stoffe und den radioaktiven Müll per Schiff entsorgen kann.«
»Zudem ist das Problem der Endlagerung auch nicht mehr so groß,
da der radioaktive Müll in Meerestiefen versenkt werden kann und kein langer Castortransport über Land nötig ist.«
»Außerdem verwendet Japan zur Aufschüttung auch den radioaktiven Müll. Somit ist das Problem der Entsorgung auch geregelt. Dies schadet aber der Umwelt und den Tieren im Wasser und ist noch nicht verbessert. Hierfür werden Lösungen gesucht.«
»Kernkraftwerke häufen sich besonders an Küsten, jedoch in weiterer Entfernung zu großen Verdichtungsräumen. Zunächst ein negativer Effekt, die Gefahr der zunehmenden Abfallprodukte der Kernkraftwerke kann das Leben im Wasser bedrohen, z. B. durch radioaktive Strahlen. Besonders Fische, die dann zum Verzehr gedacht sind, sind betroffen.«
»Durch das Kernkraftwerk wird diese Region mit Strom versorgt.«
»Jedoch: Falls es zu einem GAU kommen würde, so ist die Bevölkerung nicht geschützt, wenn sie 20 Kilometer entfernt lebt. Doch für die Bevölkerung ist es ein Gefühl der Sicherheit, wenn das Kraftwerk nicht neben ihnen steht.«
»Allerdings sind Kernkraftwerke v. a. an der Ostküste der Insel mit erheblichen Risiken verbunden, da hier die pazifische auf die chinesische Platte trifft und deswegen die Gefahr von Erdbeben bzw. Vulkanismus sehr groß ist; außerdem ist die Gefahr von Tsunamis an der Küste natürlich nicht zu unterschätzen. Deswegen müssen sich diese Kernkraftwerke in einiger Entfernung zu den Küstenstädten befinden, da die Gefahr eines Unfalls hoch ist.«
Die Musterlösung des Bayerischen Kultusministeriums lautet übrigens so:
Begründung der Entscheidung, v.a.
- Küstennähe: günstige bauliche Voraussetzungen aufgrund des flachen Reliefs und Zugang zu Kühlwasser;
- Lage außerhalb städtischer Verdichtungsräume: Vermeidung von Raumnutzungskonflikten bzw. Verringerung des Gefährdungspotenzials bei Unfällen.
Darstellen positiver Effekte, z.B.
- Verminderung räumlicher Disparitäten durch langfristig angelegte Investitionsprojekte abseits großer Verdichtungsräume;
- Verbesserung der regionalen Energieversorgung;
- Schaffung sicherer Arbeitsplätze in strukturschwächeren Räumen, verminderte Abwanderung;
- durch infrastrukturelle Erschließung Verbesserung der Voraussetzung zur Ansiedlung von Betrieben auch aus anderen Branchen sowie Ansiedlung von Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen aufgrund von Fühlungsvorteilen;
- verbesserte Investitionsmöglichkeiten der Kommungen durch bessere finanzielle Ausstattung infolge steigender Gewerbesteuereinnahmen und staatlicher Subventionen.
In Bayern gibt es, wie mittlerweile in fast allen Bundesländern, das Zentralabitur. In jedem Jahr bittet das Kultusministerium einige Schulen, Vorschläge für Abituraufgaben zu machen. Diese dienen als Arbeitsgrundlage für eine Aufgabenkommission am Bayerischen Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung. Für jedes Fach existieren eigene Kommissionen mit vier bis zwölf Lehrern verschiedener Gymnasien. Sie entwickeln über einen Zeitraum von mehreren Monaten die endgültigen Aufgaben, die vom Kultusministerium abschließend genehmigt werden müssen.