Jetzt muss alles raus

Wir haben Prominente gebeten, für uns ihre Wohnung auszumisten. Zusammengekommen sind dabei 26 Liebhaberstücke, vom Akkordeon bis zum Boxhandschuh, die können Sie gewinnen - wenn Sie für einen guten Zweck spenden.

    Ein 70 Jahre alter Wirt, eine russische Primaballerina, ein Schriftsteller, der praktisch ständig unterwegs ist: Für unsere Ausmist-Aktion haben wir Menschen gefragt, die etwas zu erzählen haben, deren Leben aufregend und unkonventionell ist – in der Hoffnung, dass die Dinge, die sie uns schenken, dieses Leben aufgesogen haben und in sich tragen. Wenn Sie eins dieser Liebhaberstücke gewinnen wollen, spenden Sie fünf Euro an »SZ-Adventskalender«, Konto 48 60 803, Postbank, BLZ 700 100 80. Tragen Sie auf dem Überweisungsschein als Verwendungszweck ein, welchen Gegenstand Sie gern haben würden (z. B. SZ-Magazin / Boxhandschuhe). Und senden Sie bis spätestens 18. April 2012 eine Kopie mit Ihren Kontaktdaten an: SZ-Magazin, Hultschiner Str. 8, 81677 München, oder per E-Mail an: Ausmisten@sz-magazin.de
    Jeder Überweisungsschein gilt als Los. Sie können auch mehrere Überweisungsscheine zu je fünf Euro schicken. Für jeden Gegenstand ziehen wir ein Los aus der Trommel. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mitarbeiter der Unternehmensgruppe Süddeutscher Verlag und ihre Angehörigen dürfen nicht teilnehmen.

    Meret Becker, 43, ist Schauspielerin und Sängerin, außerdem natürlich die kleine Schwester von Ben Becker.

    Meistgelesen diese Woche:

    Das Plakat »Wir heißen beide Anna« war für das Programm, das Nina (Hagen - Anm. der Red.) und ich anlässlich des 100. Geburtstags von Bertolt Brecht gemacht haben. Ich hatte den Grafiker damals gebeten, es im Stil der kommunistischen Propagandaplakate zu entwerfen, die sind très chic. Die Krone trug Rio Reisers letzter Freund Jan auf dessen Totenfeier im »Tempodrom« 1996. Viele Künstler, die mit Rio zu tun hatten, sind damals dort aufgetreten. Jan stand als Engel auf der Bühne - in einem weißen, knöchellangen Nachthemd, Flügeln und ebendieser Plastikkrone. Jack aus The Nightmare Before Christmas habe ich vor ewiger Zeit in New York auf einem Flohmarkt erstanden: eine Flasche Badeschaum ohne Inhalt, aber für Sammler und Liebhaber eine echte Kostbarkeit. Das Akkordeon habe ich einem Musiker abgekauft; wäre schön, wenn es in gute Hände kommt. Es klang damals auf schöne Weise verstimmt. Inzwischen sind die Knöpfe etwas kaputt, aber man könnte sie reparieren. Das Motiv auf dem T-Shirt hat die amerikanische Künstlerin Beth Moore-Love für meine erste selbst geschriebene Platte Nachtmahr entworfen. Ich liebe dieses T-Shirt sehr und habe selber auch noch zwei davon im Schrank. Man kann schon sagen, es ist eine Rarität.

    Roger Willemsen, 56, ist Moderator, Schriftsteller, Professor und wahnsinnig oft auf Reisen.

    Leider verlieren die Dinge, die man von Reisen mitbringt, zu Hause oft ihr Charisma, aber eine Ausnahme gibt es: In Afghanistan hat mir ein Nomade mal eine ganz alte Kinderweste geschenkt. Sie hängt immer noch bei mir im Schlafzimmer, die gebe ich nicht her. Dafür einen nepalesischen Schal. Eine Frau vom Stamm der Chepang hat ihn mir im Himalaja verkauft. Die Chepang gehören zu den Ureinwohnern Nepals und haben jahrhundertelang als Honigsammler auf 5000 Meter Höhe gelebt. Heute verkaufen sie Kleidung, um überleben zu können. Den Stempel habe ich von einem 2,15 Meter großen Tankwart aus Addis Abeba bekommen. Die Mala, eine Art Amulett, habe ich in einem Tempel in Bangkok gekauft. Dort finden sich nachts diejenigen ein, die tagsüber gesündigt haben und etwas für das Wohl ihrer Seele tun wollen. Das Opiumgewicht hat mir ein Mann in Burma geschenkt, bei dem ich etwas Blattgold gekauft habe. Das Gewicht hat er mir obendrauf gegeben, es wird tatsächlich beim Wiegen von Opium verwendet.
    Der Las-Vegas-Kitschfrosch ist die Hinterlassenschaft einer unglücklichen
    Liebesgeschichte. Als ich ihn geschenkt bekam, wusste ich schon, dass die
    Beziehung dem Ende zugeht. Vielleicht bringt er jemand anderem mehr Glück.

    Polina Semionowa, 27, wurde in Moaksu geboren und ist erste Solotänzerin des Staatsballets Berlin.

    Ich habe ein paar Gegenstände ausgesucht, die ich wahnsinnig gern mag, aber nicht mehr wirklich brauche. Leicht fällt es mir nicht, mit allen verbinden mich besondere Erinnerungen, mit einigen habe ich große und innige Momente erlebt, aber ab und zu muss man die Wohnung eben ausmisten: Die Haarspange habe ich oft beim Training, aber auch privat zum Ausgehen getragen; auf dem Plakat bin ich selbst abgebildet, es ist von unserem Stück Romeo und Julia, in dem ich die Julia getanzt habe; das Prinzessin-Lillifee-Kinderbuch hat auch etwas mit Ballett zu tun. Viele Mädchen träumen ja davon, später mal eine Primaballerina zu werden. Alte Teddys und Kuscheltiere gebe ich meist an Waisenhäuser - oder an Kinder in Not. Sie freuen sich jedes Mal sehr darüber. Die Spitzenschuhe habe ich Hunderte Male bei den Proben für unsere Produktionen getragen, zu ihnen habe ich natürlich die engste Beziehung. Sie sind das Wichtigste für eine Tänzerin, deshalb müssen sie auch perfekt passen, meine haben Größe 37,5. Zwei Dinge aber gibt es, von denen werde ich mich nie im Leben trennen: mein Lieblingskissen und meine bunte Kuscheldecke - die hatte ich schon als junges Mädchen, als ich noch am Stadtrand von Moskau lebte.

    Charles Schumann, 70, betreibt seit 30 Jahren in München das »Schumanns«, nebenbei schreibt er Barbücher, boxt und modelt.

    Ich bin ein klassischer Sammler - es ist eine Katastrophe. Ich kann mich von nichts trennen: Zeitungen, Magazine - bei mir stapelt sich alles nach Themen geordnet auf dem Boden. Ich habe bestimmt tausend Texte irgendwo rausgerissen, die ich noch lesen will. Ich kann auch keinen Buchladen ohne ein neues Buch verlassen. Manche Bücher habe ich deshalb doppelt und dreifach.
    Meine größte Leidenschaft aber ist das Boxen. Ohne Sport geht es nicht. Die besten Boxhandschuhe sind von der Marke Everlast - solche hat schon
    Muhammad Ali getragen. Besonders stolz bin ich auf das Barbuch: Es ist eine japanische Ausgabe. Der Cocktailshaker ist aus meiner Sammlung, die etwa hundert Stück umfasst. Und das Tablett, na ja, genau so stelle ich mir ein Caféhaus-Tablett eben vor. Zum ersten Mal habe ich so eines im Salzburger »Café Tomaselli« gesehen. Ich wollte es sofort haben, aber das war nicht möglich. Ich bin immer wieder hin und habe es probiert - keine Chance, die haben es mir einfach nicht verkauft. Ich habe es mir dann ausgeliehen und von einer Münchner Manufaktur nachbauen lassen. Die Laguiole-Messer bringe ich aus jedem Frankreichurlaub mit. Es ist traurig, früher hatte jeder Bayer ein Messer, heute haben sie alle Handys.

    Jan-Henrik M. Scheper-Stuke, 27, ist Juniorchef der Berliner Modefirma Edsor Konen
    Den Hut und die Brille habe ich in Paris gekauft. Es war meine erste Brille von Alain Mikli, einem angesagten Brillendesigner, die ich dann aber nur zweimal getragen habe, weil ich eigentlich massivere Gestelle bevorzuge. Ingesamt besitze ich über 60 Brillen aus verschiedenen Jahrzehnten, die alle in Etuis sortiert sind. Die Schleife - so die korrekte Bezeichnung, Fliegen sind in der Luft - ist mein Markenzeichen. Ich habe bestimmt 350 Modelle. Zudem besitze ich eine große Schuhsammlung, die ich akribisch betreue. Nach dem Tragen werden sie geputzt, dann kommen die Schuhe wieder in den Karton und werden nach Marke und Farbe katalogisiert. Man kann schon sagen, dass ich ein wenig in der Vergangenheit lebe - aber ich habe den Blick für die Gegenwart nicht verloren. Ich werfe eben ungern Dinge weg, lieber lagere ich sie im Keller, wie die Mao-Jacke und die Weste. Beides hat mir ein befreundeter Schneider geschenkt, der mich lange nicht gesehen und meine Maße falsch eingeschätzt hatte. Das Buch Der Gentleman sollte jeder einigermaßen elegante Mann im Bücherregal haben. Und die orangefarbene Krawatte gebe ich noch obendrauf: Sie stammt aus der Kollektion Edsor Berlin und wurde in meiner Manufaktur gefertigt.ag und ihre Angehörigen dürfen nicht teilnehmen.

    Fotos: Felix Brüggemann; Julian Baumann