»Elbpavillon«, Dessau

Dass Dessau die Einwohner abhanden kommen, kann man problematisch finden. Angenehm ist es hingegen, wenn auch im Hotel die Reduktion dominiert.

Dessau verlor in den vergangenen zwanzig Jahren 30 000 Einwohner - eine sterbende Stadt, die dazu das Pech hat, nicht gerade von Besuchern überrannt zu werden: Wer sich zur Führung durch die Meisterhäuser der Bauhaus-Künstler anmeldet, findet sich im Bungalow von Klee und Kandinsky leicht allein mit Führer wieder, zum einstündigen Privatvortrag. Dabei macht gerade die Leere den Reiz der Stadt aus, die Industrieruinen und das Kohlekraftwerk im nahen Vockerode wirken, ganz ohne Menschen, noch gespens-tischer. Selbst bei H & M rangeln in Dessau nicht wie anderswo Horden von Teenagern vor den Umkleiden, was angenehm ist. Auch im »Elbpavillon« zeigen sich die Vorteile der Reduktion, die ja schon die Bauhaus-Schule propagierte: Der Turm am Stadtrand, ursprünglich zur Überwachung des Wasserstands der Elbe gebaut, ist heute mit Sofas und Sitzecken auf jeder Etage eingerichtet und offenem Kamin in der Küche, aber eben ohne nerviges Radio, TV oder WLAN. Und so kam es, dass auf der Heimfahrt ein Gedanke im tiefenentspannten Kopf herumkreiste: wie schön es wäre, wenn eine Stadt wie Dessau etwas expandieren und zum Beispiel München ein wenig mehr schrumpfen könnte.

Elbpavillon Dessau
Georgenallee 32
Tel. 0340/64 61 50
DZ ab 150 Euro