Das Beste aus aller Welt

Um neue Erkenntnisse über die Reisekrankheit zu gewinnen, sind zurzeit vierzig Buntbarsche im Weltall unterwegs. Unser Autor über absurde Szenarien in weiter Ferne.

Zurzeit sind ja, was die wenigsten wissen, vierzig kleine Buntbarsche im Weltall unterwegs. Man hat sie in einem bierkistengroßen Aquarium mit einer Rakete von Baikonur aus zur Internationalen Weltraumstation geschickt, um in der Schwerelosigkeit neue Erkenntnisse über die Reisekrankheit zu gewinnen. Denn die Reisekrankheit hängt mit dem menschlichen Innenohr zusammen, und das menschliche Innenohr ähnelt dem von Buntbarschen offensichtlich auf verblüffende Art und Weise.

Eine Woche noch, dann werden die Buntbarschonauten wieder zurück sein. Schon jetzt äußern sich im Internet die üblichen Fachleute skeptisch über den Sinn der Mission, auf Spiegel online schreibt zum Beispiel ein Leser: »das ist auch sehr wichtig, dass man buntbarsche im weltall schickt. die arschlöcher sollen sich mal lieber um krebsforschung kümmern, aber dafür sinnt sie wohl zu doof.« Ich persönlich bin aber durchaus ein Befürworter solcher Buntbarsch-Missionen; man hat schon Hunde, Affen, Molche und Mehlwürmer in Umlaufbahnen geschossen, ja, sogar Mahmud Ahmadinedschad hat den Wunsch geäußert, einmal ins All zu fliegen – warum sollten also nicht auch Buntbarsche in den Weltraum reisen?

Übrigens las ich jetzt von einem Jupitermond namens Europa. Dieser Mond könnte außerirdisches Leben beherbergen. Zwar ist es auf ihm so fürchterlich kalt, dass er komplett von einem bis zu zehn Kilometer dicken Eispanzer bedeckt ist. Aber unter diesem Eis verbirgt sich anscheinend ein gigantischer, hundert Kilometer tiefer Ozean (mit heißen Quellen), in dem es allerhand primitive Organismen geben könnte, wie wir sie ja auf der Erde auch kennen, von den Leserkommentar-Abteilungen vieler Internetseiten zum Beispiel. Und dieses Meer will man nun mit Hilfe von Robotern erforschen, die nach Europa fliegen, sich dort selbstständig durch die Eiskruste bohren/schmelzen und dann das Wasser untersuchen. Das finde ich nun insofern interessant, als wir uns doch außerirdisches Leben immer als intelligent und dem Menschen ebenbürtig, wenn nicht weit überlegen vorgestellt hatten. Und nun
leben da vielleicht bloß Bakterien?

Meistgelesen diese Woche:

Aber man stelle sich vor, in den Ozeanen des Jupitermondes Europa würden sich doch irgendwie geistig hochstehende Wasserwesen verbergen, die aber eben nur im Wasser leben könnten. Und diese Wasserwesen beschlössen eines Tages, das All ihrerseits zu erforschen, sie schössen eine gigantische wassergefüllte Rakete erdwärts und diese landete, sagen wir, auf der Theresienwiese in München: Da stünde eines Tages plötzlich ein haushohes Aquarium mit echten Europäern drinnen, Bewohnern des Mondes Europa nämlich, und diese betrachteten aus dem Wasser heraus und durch das Glas hindurch die Münchner und die Münchner betrachteten sie – und dann? Wie fände man zueinander? Wer wagte es, Rittersmann oder Knapp, zu tauchen..?
Müsste man nicht schon aus reiner Höflichkeit den bayerischen Ministerpräsidenten an der Spitze einer Begrüßungsdelegation im Becken versenken?
Oder vielleicht wären diese Wasser-Europäer ja auch sehr klein? Und landeten in so einer Art Goldfischglas auf irgendeinem Balkon mitten in der Stadt, und bevor irgendein Mensch diese Sensation zur Kenntnis nehmen könnte, spazierte ein – in der zum Balkon gehörenden Wohnung lebender – Doggenhund herbei und söffe das Glas samt den Außerirdischen einfach leer, sodass niemand je von ihrer Ankunft erführe?

Wahnsinn, was alles möglich ist! Auch wäre ja denkbar, dass sich dieser Tage in der Tiefe des Universums ein Schwarm Buntbarsche im fliegenden Wasserkasten und die auf Forschungsreise befindlichen außerirdischen Europäer in ihrer Glucker-Rakete einander begegneten – und dann, und dann?

Illustration: Dirk Schmidt