Anfang der Achtzigerjahre hatte der US-Modedesigner Calvin Klein eine so simple wie brillante Idee: Er ließ seinen Namen in den Taillenbund klassischer Männerslips einweben. So schuf er eine der bekanntesten Unterwäschemarken der Welt. Ein Slip aus der Reihe »Superior Baumwollstretch« kostet im Onlineshop der Firma heute 25,95 Euro.
Natürlich ist so ein Textil auch bei Produktfälschern beliebt: wenig Stoff, einfacher Schnitt, hoher Preis. Einzig der Markenname macht aus der Unterhose etwas Besonderes, Begehrenswertes. Die Calvin-Klein-Plagiate, die der niederländische Fotograf Jan-Dirk van der Burg auf Billig-Kleidermärkten in Isfahan, Kiew oder Bangkok entdeckt hat, scheitern aber genau daran: Calvin Klain, Colvin Kloin, Calven Kliem – die Schreibfehler im eingewebten Markennamen sind unbegreiflich. Wer produziert so etwas? Und wer kauft es?
Beide Fragen haben dieselbe Antwort: Geld. Was die Produzenten betrifft, so schätzte die OECD schon 2007 den Jahresumsatz mit gefälschten Produkten auf rund 135 Milliarden Euro. Allein die europäische Zollbehörde hat 2013 Waren im Wert von 760 Millionen Euro beschlagnahmt, davon machte Kleidung zwölf Prozent aus. Zwei Drittel der Produktpiraten sitzen in China. Die Schreibfehler könnten durchaus Absicht sein: Mit ihnen versuchen die Produktfälscher vermutlich, Markenrechtsver-letzungen zu umgehen.
Und die Käufer zahlen für gefälschte Produkte natürlich deutlich weniger als für echte. Im Fall der Calvin-Klein-Plagiate, die Jan-Dirk van der Burg entdeckte, lagen die Preise zwischen 30 Cent und 4,20 Euro. Am günstigsten war es in Odessa, Ukraine. Dort gibt es einen der größten Billigmärkte Europas. 200 000 Besucher, heißt es, strömen jeden Tag dorthin, die Waren werden direkt aus Schiffscontainern heraus verkauft: DVD-Player von SQNY, Turnschuhe von Pmua. Van der Burg fand auf dem Markt auch iPhone-Unterhosen und Facebook-Parfüms. Die großen Marken des Westens funktionieren auf solchen Märkten noch als Versprechen auf Fortschritt, Eleganz, Luxus. Das gilt offenbar auch unabhängig davon, ob es diese Produkte im Original tatsächlich gibt – oder ob sie korrekt geschrieben sind.
Fotos: Jan-Dirk Van Der Burg