Herz in der Hand

Der Architekt Stephan Braunfels könnte längst ein neueres Handy haben. Er denkt nicht im Traum daran: wegen der Fotohülle für sein aktuelles Modell, die seine Töchter ihm zu Weihnachten geschenkt haben. 


Wer:
Stephan Braunfels, Architekt
Was: Handy-Fotohülle, über printplanet.de, ca. 10 Euro
Warum: die Kinder vor Augen und am Herzen tragen

»Vor zwei Jahren haben meine Töchter Julia und Anna-Sophia mir zu Weihnachten eine Handyhülle geschenkt. Sie ist außen vollständig mit einem Bild der beiden bedruckt. Diese Hülle war das schönste Geschenk, das ich mir vorstellen kann. Allein auf die Idee wäre ich gar nicht gekommen. Ich stamme aus der Generation, die noch mit aktenkoffergroßen Mobiltelefonen herumlief. Keiner meiner Freunde hat so eine Hülle. Dafür sind viele verblüfft, wenn sie mich zum ersten Mal damit sehen. Sie ist außergewöhnlich. Die Erinnerung, die ich mit dem Foto verbinde, macht das Geschenk noch wertvoller für mich. Ich selbst habe das Bild vor drei Jahren aufgenommen. Das hatte ich schon völlig vergessen.

Seit 15 Jahren mache ich jeden August in Salzburg Ferien. Eine großartige Stadt. Großartige Festspiele. Ich verehre die Oper. In dem Sommer, als das Foto entstand, waren meine Töchter mit mir dort. Das Bildmotiv vereint vieles, was ich liebe: Julia und Anna-Sophia stehen auf meinem Lieblingsplatz; auf dem Balkon des Hotelzimmers, in dem ich in Salzburg immer gastiere. Man hat hier einen sensationellen Blick über die Stadt. Hinter den Mädchen thront die Festung Hohensalzburg. Der Himmel darüber ist strahlend blau. Die beiden sehen wunderschön aus – wie die zwei Königstöchter von Schadows Doppelskulptur »Prinzessinnengruppe«, die in Berlin steht. Diesen Moment wollte ich unbedingt festhalten.

Meistgelesen diese Woche:

Welche Farbe die Plastikschale innen hat, weiß ich längst nicht mehr. Ich habe die Hülle damals ausgepackt, drangeklickt und seither nicht wieder abgemacht. Sie ist wunderbar schlank und trägt kaum auf. Meistens sind diese Hüllen ja rau, damit das Telefon griffiger ist. Ich finde Bilder schon auf diesem matten, reliefartigen Fotopapier fürchterlich. Ein gutes Foto ist für mich hochglanz-glatt – so wie auf meiner Hülle.

Mein Handy ist schon über zwei Jahre alt. Laut Vertrag könnte ich längst ein neues Modell bekommen. Aber ich möchte keines. Wegen der Hülle. Sicherlich würden meine Mädchen mir eine neue bestellen, die passt. Aber das wäre etwas anderes. Diese Fotohülle war eine absolute Überraschung. Ihre Aura kann keine Nachfolgerin erreichen. Ich trage Handy und Hülle immer in meiner Brusttasche mit mir, am Herzen. Meine Bauprojekte sind über den Globus zerstreut, ich bin viel unterwegs. Alles darf mir auf Reisen verloren gehen, alles ist für mich ersetzbar. Nur auf mein Handy passe ich irre auf – weil ich es beruflich ständig brauche und benutze; und weil ich meine Töchter so immer bei mir habe. Überall. Meine Töchter sind mir das Liebste auf der Welt.«