Dass Frauen und Männer in mancher Hinsicht kompliziert sind, mag sein, aber grafisch sind sie ganz schlicht. Kreis mit umgedrehtem Kreuz unten dran: Frau, Kreis mit Pfeil nach rechts oben: Mann. Diese Symbole versteht weltweit so gut wie jeder, was in fremder Umgebung besonders auf der Suche nach einer Toilette hilfreich ist, auch wenn in Deutschland immer mehr Lokalbetreiber meinen, es sei viel origineller und lustiger, stattdessen irgendwelche Schriftzeichen oder Häkelmuster auf die Tür zu malen, aber Lokale kann man ja verlassen. Die Idee mit den Geschlechterzeichen Kreis / Kreuz und Kreis / Pfeil hatte Carl von Linné, ein schwedischer Naturforscher, im 18. Jahrhundert. Erfunden hat er die Symbole aber nicht, nur ihre Zuordnung. Die Symbole selbst sind deutlich älter: Der Kreis mit dem Kreuz stellt den Handspiegel der römischen Liebesgöttin Venus dar, der Kreis mit Pfeil steht für den Schild mit Pfeil und Bogen beziehungsweise für Mars, den Gott des Krieges. Mann Krieg, Frau Liebe, besonders kompliziert fanden es die Römer offenbar nicht.
Die Symbole auf diesen Seiten nun stammen von Timo Rödiger, Kreativer einer Braunschweiger Werbeagentur. Im vergangenen Herbst kam Rödiger auf den Einfall, dass er das Kreuz bloß geringfügig verändern müsste, damit es aussieht wie eine Frau, die sich ihre Hände in Rautenform vor den Bauch hält. Seitdem hat Rödiger etwa 400 weitere Symbole berühmter Personen entworfen, alle auf der Grundlage von Venus und Mars; er nennt seine Zeichen »Identicons« (identicons.de, online ab 8. Juni). Die betreffenden Prominenten können sich nun darüber ärgern, wieder mal auf eine einzige Leistung oder Eigenschaft reduziert zu werden – oder sich darüber freuen, dass sie auf diese Art zu Ikonen geworden sind.
Illustrationen: Timo Rödiger