Für schmutzige Wäsche

Wäschekörbe sind praktisch, aber oft sehr hässlich. Ganz anders als dieses Modell, das unser Autor auf einem italienischen Markt gekauft hat. Wo der Korb ursprünglich herkommt, hat er eine ganz andere Funktion.

Ich habe meine in Italien gekauft. Im Urlaub, auf dem großen Markt in Senigallia Anfang September, von einem Händler aus dem Senegal. Vier Jahre hintereinander habe ich immer nur einen mitgenommen, für die Kinder, für die Frau, für mich. Zu Hause ärgerte mich jedes Mal, nicht gleich mehr gekauft zu haben. Im ersten Jahr kosteten die großen Modelle vierzig Euro, aber sie wurden jedes Jahr etwas teurer.

Wäschekörbe sind praktisch und sie sind normalerweise hässlich. Die Körbe aus dem Senegal sind schön und bunt. Keiner gleicht dem anderen, nicht in der Größe und nicht in der Farbe. Die traditionellen Modelle tragen einen seltsam auskragenden Hut, neuere Exportmodelle nurmehr einen flachen Deckel, mit dem sie sich problemloser ineinanderstecken lassen. Alle sind aus Gras geflochten, natürlich in Handarbeit, natürlich kosteten sie weit mehr als die farblosen, immer gleich großen quadratischen Bastkörbe von IKEA.

Im fünften Jahr schaffte ich es Anfang September nicht nach Italien und beauftragte einen Freund, mir den jährlichen Korb mitzubringen. Es war der letzte am Stand. Im Jahr drauf kam der Händler nicht und abermals ein Jahr später kam er zwar wieder, allerdings ohne Körbe.

Meistgelesen diese Woche:

Woanders habe ich sie nie gesehen. Einen Wäschekorb habe ich dann mal auf Borneo gekauft, eher lustlos und aus purer Sentimentalität. Er war bei weitem nicht so schön. Gras wächst in vielen Ländern, warum nur flechten die Frauen im Senegal viel schönere Körbe als sonstwo in der Welt? Oder besitzt Senegal einfach nur die bessere Infrastruktur, um seine Körbe nach Europa zu verschiffen?

Neulich bei okversand entdeckte ich sie dann. Hab gleich den Besitzer in Köln angerufen. Er kauft sie in Rotterdam von einem Senegalesen, der alle zwei, drei Monate einen ganzen Container bekommt. Die Körbe kennt er schon seit den frühen sechziger Jahren. In Dakar muss man früh auf die Märkte gehen, um die Körbe mit den schönsten Mustern zu finden. Geflochten wird in den Dörfern. Eine Frau braucht einen Tag für einen großen Korb. Im Herbst, nach der Regenzeit, wenn das Gras kräftig genug ist, wird geerntet. Deswegen sind die Körbe im Sommer inzwischen schwer zu bekommen.

Der Händler in Rotterdam hat auch von dem großen Missverständnis in Europa erzählt: Das, was für viele andere und mich, der schönste Korb für Schmutzwäsche ist, dient im Senegal nur der sauberen Wäsche. Der Korb ist eigentlich ein Schrank. Sei's drum, ich kaufe sie trotzdem weiter.

Erhältlich über Okversand, mit Läden in Köln und Berlin