Ausgleichstag

Montage sind fies. Kein Wunder, dass ausgerechnet an diesem Tag der Woche die Abrufe auf Pornoseiten in die Höhe schnellen.

Da ist er wieder. Schonungslos. Zäh. Ein Spielverderber. Wie er einen so dreist darauf aufmerksam macht, dass jetzt der Spaß erst mal vorbei ist. Daran scheint er gleich so viel Freude zu haben, dass er das einem immer und immer wieder zeigt. Wer da gemeint ist? Der Montag.

Der Montag ist ein dermaßen lauter Wochentag, dass er den armen Menschen, der gedanklich noch im Sonntag feststeckt, ganz schön in die Bredouille bringt. Wen wundert es also, dass das Unfallrisiko montags am höchsten ist. Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege zählte 2012 gleich über 12.500 Arbeitsunfälle – zum Vergleich: Freitags waren es nur rund 9.000 Unfälle. Zum Wochenanfang gibt es laut einer belgischen Studie auch gleich 18,2 Prozent mehr Herzinfarkte als etwa an einem Samstag. Außerdem: Die meisten Menschen lachen an einem Montag das erste Mal um 11.16 Uhr, die Hälfte kommt zu spät zur Arbeit und überhaupt bekommen wir nur dreieinhalb Stunden lang etwas im Job gebacken, so eine weitere Studie.

Doch der Mensch, er weiß sich zu helfen – im Internet. Dort klickt er nicht einfach querbeet, um sich von dem wöchentlich wiederkehrenden Schreck zu erholen, sondern zielgerichtet: Der Montag ist nämlich auch der Tag, an dem die meisten Porno-Seiten weltweit abgerufen werden, so eine Umfrage von Pornhub.com, einer Webseite für Erwachsene. Im Jahr 2014 wurden auf dieser Seite 78,9 Milliarden Videos angeguckt, das macht elf Videos pro Menschlein.

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Die Deutschen verbringen dort so viel Zeit, dass sie gleich auf Platz vier der internationalen Zuschauer gelandet sind. Durchschnittlich werden 7,3 Filme abgerufen, dafür bleibt der Deutsche acht Minuten auf der Seite hängen (die Hamburger nehmen sich 26 Sekunden länger Zeit, aber das muss jetzt nicht heißen, dass sie langsamer wären als der Rest des Landes).

Acht Minuten lang sucht der User dann nach Ablenkung, vor allem aber, so scheint es, nach Heimeligem. Zum Beispiel der »milf«, der Frau also, die schon Leben geschenkt hat, und nach der am dritthäufigsten gesucht wird. Und weil sich der Familienbegriff in den vergangenen Jahren so gewandelt hat, passt der brave Zuseher seine Suche auch an: Gleich auf Platz vier findet sich nämlich die Stiefmutter – die damit endlich genug Grund haben dürfte, ihren Komplex, immer als Böse zu gelten, ablegen kann.

Der Samstag ist im übrigen der Tag, der am schlechtesten läuft im Pornoseiten-Business. Kein Wunder: Wer hat schon Zeit zwischen Streit um den Abwasch, Diskussionen wie »Bringst du sie jetzt zum Kindergeburtstag?« und knallenden Jugendzimmertüren im Internet zu surfen? Zum Glück ist heute Montag.

Illustration: Sammy Slabbnick