Sagen Sie jetzt nichts, Anton Corbijn

Der Fotograf im Interview ohne Worte über Stars vor der Kamera, eine Fotosession bei Papst Franziskus und seinen ehemaligen Nachbarn Herbert Grönemeyer

    Geboren: 20. Mai 1955 in Strijen (Niederlande)
    Beruf: Fotograf und Regisseur     
    Ausbildung: Schule für Fotografie in Den Haag (abgebrochen)
    Status: Die im Dunkeln sieht man doch

    Anton Corbijn wuchs in Strijen auf, einem Ort auf einer niederländischen Insel, abgeschottet vom Rest der Welt, malte sich aus, wie schön es auf der anderen Seite des Wassers sein möge, und saugte umso intensiver auf, was ihn erreichte – vor allem Musik, vor allem die Beatles. Das musikalische Talent reichte nicht, aber er wollte teilhaben an der Welt, also schnappte er sich als 18-Jähriger die Kamera seines Vaters, ein Modell von Mamiya – und eine große Karriere als Fotograf begann. Der Apparat in seiner Hand gab dem schüchternen Jungen Sicherheit. Seine Bilder: schwarzweiß und grobkörnig, perfekt darin, unperfekt zu sein. Berühmt machte ihn ein Foto von Joy Division. Es zeigt die Band auf dem Weg zur U-Bahn, der Sänger Ian Curtis blickt sich wehmütig um. Kurz darauf nahm Curtis sich das Leben – das Bild wurde zur Ikone. Danach fotografierte Corbijn Mick Jagger als Frau und David Bowie in Windeln, wurde Haus- und Hoffotograf von U2, begleitete Depeche Mode, drehte Videos für Nirvana, Metallica, Grönemeyer. In der Galerie C/O Berlin kann man bis Ende Januar eine Retrospektive seines Lebenswerks sehen. Als unser Fotograf mit Kamera durch die Ausstellung ging, hielt ihn ein Besucher für Corbijn und fragte, ob er ein Buch signieren könne. Corbijn meinte später dazu nur: »Und, hast du?«

    Fotos: Axel Martens