Die Sex-Bilder der Urmenschen

Die ältesten bildlichen Darstellungen von Sex sind mindestens 10.000 Jahre alt – aber die Wissenschaft rätselt über ihren Zweck. Wir haben in der Steinzeit nachgeforscht.

Das Sex-Leben der alten Ägypter ist relativ gut erforscht. Was die Höhlenmenschen in ihren Höhlen anstellten, stellt die Wissenschaft aber immer noch vor diverse Rätsel.

Die ältesten Darstellungen von nackten Körpern, Geschlechtsteilen und insgesamt Sex stammen aus den prähistorischen Höhlen in Frankreich: Sie sind mindestens 10.000 Jahre alt, in einigen Fällen bis zu 20.000. Aber warum haben die Höhlenbewohner derlei an die Wände gemalt oder in sie geritzt? Es ging ja alles von ihrer Mammutjagdzeit ab.

Möglicherweise handelte es sich um eine jung- bzw. mittelsteinzeitliche Frühform des Sex-Kinos oder der Peepshow (für die Jüngeren: eine Art Internet mit Wänden). Hierfür spricht, dass die Darstellungen in versteckten, eher abseitigen Höhlen gefunden wurden, analog zur Seitenstraße im Bahnhofsviertel. Anderseits waren damals alle bewohnten Höhlen eher versteckt und schwer zugänglich, aus Gründen (Witterung, Mammuts).

Eine andere Vermutung ist, dass es sich um erotischen Wandschmuck einer Privathöhle gehandelt haben könnte. Fachleute ziehen hier eine Parallele zur so genannten Steinzeit des 20. Jahrhunderts (ca. 1979-1991), während der es als modern und geschmackvoll galt, private Schlaf- und Aufenthaltsräume mit bildlichen Darstellungen erotischer Sujets in Schwarzweiß zu schmücken, also Postern (z.B. ein muskulöser nackter Männeroberkörper mit Sektflasche in der Schrittregion, aus der sich eine Schaumweinfontäne auf seinen Oberkörper ergießt; oder Akte von Frauenkörper, wo der Kopf abgeschnitten war aber die High-heels mit drauf). Dagegen spricht, dass wegen der angespannten Situation des Immobilienmarktes in der Steinzeit, speziell während das Holozän zum Pleistozän gentrifiziert wurde, Privathöhlen unerschwinglich waren.

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Eine weitere Hypothese besagt, dass die Darstellungen für eine Art Urform des Sexualkundeunterrichts gedient haben könnten, als bildliches Lernhilfsmittel also, auf dem die Lehrerin oder der Lehrer mit Hilfe eines Rohrstockes oder eines Teleskopstabes die entsprechenden anatomischen und dramaturgischen Details erläuterte. Dies ist jedoch inzwischen widerlegt, da nachgewiesen wurde, dass die zur Rohrstock-Herstellung benötigten Materialen Rattan und Bambus erst nach Ende der Steinzeit in Europa eingeführt wurden. Und Teleskopstäbe erst mit dem Aufkommen der Kommunikationsform »Präse« zu Beginn des Erdzeitalters Reklamozän (späte 1950er Jahre u.Z.).

Was die Wissenschaft insbesondere vor ein Rätsel stellt, ist, dass die Darstellung nicht erniedrigend, ausbeutend oder gewalttätig ist, sondern im Gegenteil eher kunstvoll, menschenfreundlich und einfallsreich (zu sehen zum Beispiel hier). Als am wahrscheinlichsten muss daher die These angesehen werden, dass die Zeichungen gar nicht von Menschen stammen, sondern vor Jahrtausenden von Außerirdischen hinterlassen wurden, die auf uns heute unbegreifliche Weise mit sich und ihrer Sexualität im Reinen waren.

Illustration: Eugenia Loli