Pizza, Unterhosen und blau-grün-violette Haare

Unzählige Elfjährige verehren sie, aber sonst kennt sie keiner. Zu Recht? In neun Lektionen erklären wir die Welt von YouTube-Stars wie Simon Desue, den Lochis, Dagi Bee oder Sami Slimani. 

Lektion 1: Youtuber sind frommer als gedacht.
Hier betet Concrafter, aussehensmäßig eine Art junger Jason Donovan der Letsplayer-Szene, sehr inbrünstig - übrigens für eine Pizza (»Praying for pizza«).

Und Simon Desue, behütet wie Don Camillo, faltet die Hände zum Gebet, um seinen 2,1 Millionen Followern nicht nur ein passables, sondern »ein geiles Wochenende« herbeizubitten. Er gilt übrigens als einer der ärgsten Trash-Youtuber, weil er für seine Videos auch gerne mal sinnfrei in 40 Kilo Nutella badet. Aber vielleicht hat der augenscheinlich hochspirituelle Knabe auch einfach nur Badewasser in Nussnougatcreme verwandelt.

Lektion 2: Sie haben kein besonders gutes Händchen für Tattoos. Noch sieht diese Hautfräsung von Melina Sophie (3,2 Millionen Follower) mit gutem Willen aus wie eine perspektivisch großzügige Pizza - in ein paar Jahren könnte man sie leicht für einen rissigen  Lederfußball oder eine exzentrisch belegte Pizza halten. Wobei letzteres ganz gut passen würde, denn...

Lektion 3: Youtuber ernähren sich nach dem dualen System
Entweder offensiv schmandig mit Pizza...

und Burgern...

...oder pittoresk gesund und flachbäuchig angerichtet wie bei Lamiya Slimani.

Wie schlabberfrohe Katzen nehmen sie ihre vorzugsweise pürierte Nahrung auch gerne aus Näpfen zu sich.

Lektion 4: Apropos Katzen - die gehören bei Youtubern natürlich dazu.

Ob Lochis, iBlali, Apecrime-Grimasseur Cengiz oder LeFloid: Der Hang zum Katzenselfie eint Youtuber über Genre- und Niveaugrenzen.

 
Lektion 5: Youtuber haben denselben Hund. 
Im Gegensatz zur relativ großen Katzenvielfalt kann es bei der Wuffwahl nach Instagram-Kriterien nur einen geben: einen Pomeranian, vulgär Zwergspitz.

Novalanalove, Dagibee und Paola Maria haben schon einen.

Wie man hört, sind sie oft etwas überdreht und neigen zur Selbstüberschätzung, die Zwergspitze.

Lektion 6: Youtuber haben die Grenzen herkömmlicher Haarfarben überwunden. 
Weil Shirin David, Melina Sophie und Bibi nun mal crazy Einhörner sind, strahlen auch ihre Mähnen in allen Farben des Regenbogens.

Eines verwaschenen Regenbogens.

Betrachtet durch die schlierigen Fenster eines Überlandbusses.

Lektion 7: Youtuber sind extrem natürlich und ungekünstelt. 
Welcher Berliner säße nicht regelmäßig grienend auf seinem Auto herum wie Sami Slimani.

Wer könnte seine eigene Duschschaummarke dezenter und uninszenierter bewerben als Bibi, bekannt aus dem gleichnamigen Beautypalace?

Und wer bringt aus dem Urlaub nicht ähnlich ungezwungene Schnappschüsse mit wie Maren Merkel? »A woman's heart is a deep ocean of secrets!«, schreibt sie dazu. Dafür ist wenigstens ihre Unterhose gut sichtbar.

      
Lektion 8: Youtuber führen supersüße Beziehungen. 
Im Fall von Maren Merkel und Tobias Wolf kann man deren ohne ein begleitendes Stück trockenes Brot kaum auszuhaltende Schnuckiputzihaftigkeit in täglichen Vlogs verfolgen, in denen sie ihr hartes Tagewerk zwischen 76. Haarverlängerung und täppischen Produktplatzierungen dokumentieren. Dabei leben die beiden Anfangzwanziger ein sensationell bräsiges Geschlechterrollen-Verhältnis vor, das auch konservativste Altsäcke begeistern würde:

Ihr Hauptaugenmerk gilt ihren Nägeln...

... er fährt derweil Auto und findet beim Schalten noch Zeit für eine tiefschürfende Bildunterschrift: »Nur Geschwindigkeit hat Einfluss auf Zeit.«

Lektion 9: Youtuber haben eigene Feiertage. 
Geburtstag - gut und schön. Schulabschluss - och ja. Eine neu erreichte Million von Video-Abonnenten aber ist der Froh-Anlass, für den die Bibimama einen Kuchen backt.