»Frauen können mit Schärfe besser umgehen als Männer«

Ed Currie hat die schärfste Chilischote der Welt gezüchtet – und verzehrt sie, als einer von nur drei Menschen weltweit. Warum er es für die Gesundheit tut, wie man scharf essen trainieren kann, und was wirklich gegen das Brennen im Mund hilft, erklärt er im Interview.

Grün, rot, gelb, mild und höllisch: Die Welt der Chilis ist vielfältig.

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SZ-Magazin: Warum empfinden Menschen Schärfe so unterschiedlich? Manche lieben scharfes Essen, andere vertragen es gar nicht.
Ed Currie: Das hängt von vielen Faktoren ab. Vom PH-Wert im Körper, davon, wie wir aufgewachsen sind, was wir als Kinder gegessen haben, ob unser Körper in den Fluchtmodus oder in den Angriffsmodus schaltet.

Flucht- oder Angriffsmodus? Das müssen Sie erklären.
Dafür muss man verstehen, was im Körper passiert, wenn wir etwas sehr scharfes essen. Unser Gehirn nimmt die Schärfe, das Capsaicin, über spezielle Rezeptoren wahr. Schärfe ist kein Geschmack, es entsteht dadurch auch keine Hitze, selbst wenn es sich so anfühlt. Die Rezeptoren nehmen die Schärfe wahr und signalisieren »Gefahr! Hitzequelle im Mund!« ans Gehirn. Ich habe die Beobachtung gemacht, dass das Gehirn entweder im Angriffsmodus oder im Fluchtmodus reagiert. Wer in den Fluchtmodus schaltet, rennt durch die Gegend, übergibt sich oder versucht, die Schärfe mit Milch oder Eiscreme zu bekämpfen. Ganz anders ist die Reaktion im Angriffsmodus. Dann weiß dein Körper, dass ein Endorphin-Rausch kommen wird, ein Dopamin-Rausch. Ich war lange Zeit drogenabhängig, auch wenn ich seit 25 Jahren clean bin. Mein Körper weiß aus Erfahrung, dass keine echte Gefahr herrscht, er weiß, es geht vorbei. 99,9 Prozent der Menschen wissen das nicht. Abhängige werden die Reaktion auf Schärfe meist nicht bekämpfen, sie vertragen mehr davon. Auch Leute, die in anderen Lebensbereichen den Thrill suchen, Fallschirmspringer oder Kletterer, sind an den Endorphin-Rausch gewöhnt, sie werden Schärfe ebenfalls nicht so stark wahrnehmen.