»Ich habe erschreckend oft erlebt, wie Liebe in Hass umschlägt«

Werner Schulz war viele Jahre Scheidungsrichter am Münchner Familiengericht. Ein Gespräch über Trennungsfehler, den Sinn von Eheverträgen – und die Frage, wer am Ende das Haustier behalten darf.

»Eine Ehe ist gescheitert, wenn sie zerrüttet ist.«

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SZ-Magazin: Herr Schulz, Sie waren 20 Jahre lang Scheidungsrichter am Familiengericht in München. Wie belastend ist es, hauptberuflich Ehen zu scheiden?
Werner Schulz: Na ja, den meisten Eheleuten wird es lieber sein, dass der Familienrichter und nicht der Tod sie scheidet. Im Übrigen habe ich es meistens so erlebt, dass viele, wahrscheinlich sogar die meisten Eheleute die formal endgültige Beendigung ihrer Ehe als einen befreienden Akt empfinden. Bis es »im Namen des Volkes« zur Scheidung kommt, sind schließlich oft jahrelange Auseinandersetzungen vorausgegangen. Oder man hatte sich auseinandergelebt, musste aber trotz zerrütteter Ehe noch zusammenwohnen. Für eine strikte Trennung von Tisch und Bett sind die meisten Wohnungen zu klein.