»Ein Frauenherz muss grundsätzlich mehr arbeiten«

Männer- und Frauenherzen sind ziemlich verschieden. Eine Herz-Spezialistin erklärt, warum Stress für manche Menschen gefährlicher ist, Frauen einen Infarkt oft nicht erkennen, was es mit einem gebrochenen Herzen auf sich hat – und wie man das Herz bestmöglich schützt.

Prof. Dr. med. Sandra Eifert ist Oberärztin am Herzzentrum Leipzig. Sie arbeitet seit 16 Jahren als Herzchirurgin. Unter anderem durch ihr Interesse an gendergerechter Medizin ist sie Expertin für das weibliche Herz. Mit der Ärztin Suzann Kirschner-Brouns hat sie das Buch Herzsprechstunde. Warum das weibliche Herz anders ist und wie es gesund bleibt geschrieben.

Foto: Michael Bader

SZ-Magazin: Frau Eifert, in Ihrem Buch schreiben Sie: »Ein Frauenherz ist kein kleines Männerherz«. Was sind denn die wesentlichen Unterschiede?
Sandra Eifert: Zum einen gibt es anatomische Unterschiede: Der gesamte Frauenkörper ist durchschnittlich etwas kleiner. Auch das Herz mit all seinen Strukturen, etwa den Herzklappen oder den Gefäßen. Frauen haben aber auch generell weniger Muskulatur im Körper als Männer. Bei Männern ist die Muskelmasse im gesamten Körper testosteronbedingt höher, ihr Herzmuskel ist kräftiger und kann sich stärker kontrahieren.

Wie wirkt sich das aus?
Das weniger muskulöse weibliche Herz kann mit jedem Schlag weniger Blut durch den Körper pumpen. Um den Kreislauf trotzdem optimal zu versorgen, schlägt es deshalb pro Minute zehn Schläge schneller als das Herz eines Mannes. Die Natur hat uns Frauen zudem eher so angelegt, empfindsam auf Stress zu reagieren. Wir verarbeiten ihn anders als Männer, besonders unser Herz reagiert stärker darauf. Bei uns Frauen ist auch dadurch ein stärkerer Anstieg der Herzfrequenz und des Blutdrucks zu beobachten.