Vater unser

Priesterkinder sind eines der größten Tabus in der katholischen Kirche. Wir haben mit zwei Pfarrerstöchtern gesprochen, die ohne ihren leiblichen Vater aufgewachsen sind – und mit einem Priester, der sich für seinen Sohn entschied, obwohl die Kirchenleitung ihm riet, alles zu vertuschen.

Ute Hermanns blieb von ihrem Vater nur ein Bild, das ihn als jungen Mann zeigt. Manchmal legt sie eines von sich als junger Frau daneben und sucht nach Ähnlichkeiten.

Foto: Monika keller

Ein einziges Foto gab es, auf dem sie zusammen zu sehen waren. Es klebte in einem Fotoalbum, das Ute Hermanns als Kind besaß. Viele Erinnerungen aus dieser Zeit sind verschwommen, diese eine aber ist ganz klar: Wie ihre Mutter damals in ihr Kinderzimmer kam und sich das Album griff. Wie das dünne Trennpapier zwischen den Seiten raschelte, als sie hektisch blätterte. Wie sie ein Bild herauszog, in kleine Teile zerriss und sagte: »Wir haben jetzt eine neue Familie.« Dann schlug