Folge 13: Design-Herberge "berge" – Aschau im Chiemgau

Auferstanden aus Ruinen: Einst Bäckerei, dann russische Gaststätte, dann Schullandheim und jetzt: eine sympathisch verrückte Design-Herberge, die es schafft, den Charme eines Matratzenlagers mit Komfort und Stil zu verbinden.

Wer 5-Sterne-Luxus, Highspeed-WLAN oder einen Wellnessbereich sucht, ist fehl am Platz: „Wer die Berge liebt, akzeptiert auch, dass sie die Bedingungen stellen“ – diesem Leitsatz folgt Nils Holger Moormann, einer der bekanntesten deutschen Möbeldesigner, bei seinem neuesten Wahnsinnsprojekt.

Wahnsinn deshalb, weil wohl niemals ein geschäftstüchtiger Hotelier auf die Idee gekommen wäre, eine Bauruine in Aschau im Chiemgau, die einst Bäckerei, russische Gaststätte und Schullandheim war, in eine Design-Herberge zu verwandeln. Die 13 Appartements der berge zeigen die Moormannsche Sicht auf die Dinge: Versucht man den Stil zu beschreiben, dann liegt er irgendwo zwischen zweckmäßiger Bodenständigkeit und sympathischer Spinnerei. Die Holzfußböden sind unbehandelt, die Wände mit Lehm gedämmt; eingerichtet ist das Haus mit Moormann-Möbeln, die minimalistisch, manchmal lustig, einfach sehr besonders sind.

In berge liegt der Geruch von Harz in der Luft und alles ist ganz still. Bis der Blick auf eine der überall im Haus verstreuten Anspielungen fällt, über die man lachen muss: Sei es das kleine Schild, das einen darauf hinweist, dass man zwischen drei und fünf Uhr nachts unbedingt die Nachtruhe einzuhalten habe oder das altmodische Wetterhäuschen, das den Hausgästen die guten und schlechten Wandertage ansagt.

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Alles ist in berge einfach. Nur die Wahl des richtigen Zimmers nicht. "Sommerloch", "Liftstube", "Gipfelstürmer", "Straßenfeger" oder vielleicht doch die "Hohe Kammer"? Hat man sich erst einmal entschieden, kann man sich in der Bibliothek, dem "Literatenkammerl", festlesen oder draußen im Garten auf der Bierbank sitzend die roten Gondeln beobachten, wie sie die Wanderer auf die Kampenwand bringen – solange, bis man selbst auf eine der vielen Almen wandern möchte. Zum Beispiel auf die Wildbichlalm, von der man einen schönen Blick auf das Kaisergebirge hat und die in knapp einer Stunde zu erreichen ist.

Wer im Tal bleiben will und sich nach einem "Treatment" sehnt, dem sei das Aschauer Moorbad empfohlen. Zugegeben, es ist eine schlammig-urige Angelegenheit – aber wohltuend. Und der Chiemsee ist auch nicht weit. Wo man den schönsten Badeplatz findet, wo man unter freiem Himmel Filme schauen kann und wo es das beste Essen der Region gibt, das verrät Gastgeber Moormann nur jenen, die den Weg in die berge gefunden haben. Denn für jeden seiner Gäste hat er seine Geheimtipps in einer Art Schatzkarte zusammengetragen, auf der die Orte eingezeichnet und beschrieben sind.

Wir haben uns schon in diesen Ort verliebt, als es hier noch staubte und die Bauarbeiter arbeiteten. Denn berge dürfte das einzige Hotel der Welt sein, in dem man sich bereits auf der Baustelle einmieten konnte. Schon damals hatte berge solch eine Anziehungskraft, dass uns klar war, dass wir immer wiederkommen werden. Nicht zuletzt, weil man hier Menschen begegnet, die so besonders sind, wie dieser Ort selbst.

berge, Kampenwandstrasse 85, 83229 Aschau im Chiemgau, Tel.: 08052/904517, Fax: 08052/904545, berge@moormann.de, www.moormann-berge.de. Appartements ab 90 Euro.

Mit wem hinfahren: Mit Freunden. Denn berge ist die einzige Unterkunft, die es schafft, den Charme eines Matratzenlagers mit Komfort und Design zu verbinden.

Unbedingt Essen und Trinken: Käse aus der Biosennerei Hatzenstädt, auf der Landstrasse Richtung Sachrang/Kufstein: Gränzing 24, Österreich – 6342 Niederdorferberg.

Was man im Hotel am liebsten klauen würde: Von den berge-Milchbechern aus Porzellan über die bestickten Handtücher im Badezimmer aus Waffelpique bis hin zur frisch gestärkten Bettwäsche. Nachdem am Anfang viele dieser Dinge auf wundersame Weise verschwunden sind, kann man sie jetzt auch kaufen.

Welches Zimmer: Für Verliebte die "Hohe Kammer" (Bett auf der Galerie mit Kampenwandblick und Morgensonne), für Bergfreunde die "Bergebude", in der bis zu sechs Personen gemütliche Hüttenromantik teilen können.

Nicht perfekt: Das Haus hat weder Rezeption noch Zimmerservice. Aber überall im Haus sind Hinweise verteilt, damit man sich zurechtfindet.