»Wir suchen uns unbewusst Partner, an denen wir wachsen«

Je länger die Verliebtheitsphase her ist, desto nüchterner werden oft die Themen: Wer macht die Wäsche, was kostet die Autoreparatur? Aber keine Liebe hält ohne emotionalen Austausch. Die systemische Therapeutin Maria Neophytou verrät, wie dieser auch in langen Beziehungen gelingt.

Sich ansehen und ein tiefes Gespräch führen,

Foto: Getty Images

SZ-Magazin: Alle Paare versprechen einander, nie sprachlos zu werden. Am Anfang ist es unvorstellbar, dass das passiert, aber irgendwann scheint es plötzlich oft, als hätte man verlernt, offen zu reden. Wieso?
Maria Neophytou: In Abgrenzung zum Anfang einer Beziehung ist das schnell erklärt: Man ist, wenn man verliebt ist, ja in einer Faszinationsphase. Das heißt, man lernt einander kennen, man ist einander fremd, man findet vieles toll, was anders ist. Man ist so begeistert von diesem Anderssein des anderen, dass man alles darüber wissen will. Je länger man sein Gegenüber kennenlernt, desto mehr nimmt das ab. Was aufregend oder besonders klang, wird zu einer als etwas komischen erlebten Eigenart. Nun kommt diese Phase, in der man sich öfter wünscht, dass der andere doch ein bisschen mehr ist wie man selbst – weil es die Dinge einfacher machen würde. Und da merkt man auch, dass man nicht mehr über alles sprechen kann, weil klar wird, mein Partner sieht das anders, und der geht die Dinge anders an, als ich es machen würde. Hier geraten Paare dann häufig in eine sogenannte Umerziehungsphase.