In anderen Welten

Jahrelang reisten ein Fotograf und ein Autor um die Welt - auf der Suche nach Kulturen, deren Lebensweise sich über Jahrtausende nicht verändert hat. Die Bilder der Reise dokumentieren vor allem eines: Menschenwürde.

Von: Lars Reichardt

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Nakita Olegole, 17, Mursi, Makaro, Äthiopien.
Die Mursi-Frauen tragen große Tonplatten in der Unterlippe. Für die Mursi, die Männer und die Frauen, ein Zeichen besonderer Schönheit.
Machuch Lengupae, 36, Samburu, Maralal, Kenia.
Wie ihr blauer Umhang verrät, ist Machuch Lengupae verheiratet.
Hunamanta, 35, und Krishana, 22; Bettler. Pushkar, Rajasthan.
Hunamanta und Krishana, zwei verkrüppelte Bettler, haben sich auf Art der Sadhus mit Asche eingerieben.
Sonath, 80, Schlangenbeschwörer, Savera. Pushkar, Rajasthan.
Sonath trägt seine Königskobras in zwei Beuteln auf den Schultern und zieht mit ihnen durch den Nordwesten Indiens.
Danetha, 30, Dhanetah-Jath, Hirtenfrau. Gandha, Gujarat.
Danetha ist eine muslimische Dhanetah-Jath. Die Jath sind ein armer Stamm, der Büffel züchtet.
Nawlai, 41, Vortänzer, Chingpaw. Myitkyina, Myanmar.
Nawlai gehört dem zahlenmäßig größten Kachin-Stamm an.
Lum Ze, 38, Maru. Myitkyina, Myanmar.
Lum Ze kommt aus dem hintersten Nordosten von Maynmar. Die Maru führen in ihren Bergdörfern ein autarkes und isoliertes Leben.
U Tun Shaw, 56, Bauer, Bamar. Natkhayain, Myanmar.
U Tun Shaw ist ein Bauer in der Provinz Sagaing, im Norden des Irrawaddybogens. Er trägt einen longyi (Wickelrock) und raucht die sprichwörtliche wickin' white cheroot.
Ma Ega, 33, Nonne, Kayin, Sagaing, Myanmar.
Ma Ega ist eine buddhistische Nonne aus dem Karen-Stamm. Die religiösen Gebräuche schreiben vor, dass Mönche wie Nonnen sich die Köpfe rasieren.
Lau Cheng Sae Tunt, 61, Jäger, Hmong. Doi Pui, Thailand.
Lau Cheng Sae Tunt ist ein sesshaft gewordener Hmong. Sein Volk findet man auch in Laos und Vietnam.
Pema Wangdi, 18, Merak, Bhutan.
Pema Wangdi ist ein Schaf- und Yakhirte in Merak. Bogenschießen ist seine große Leidenschaft wie für viele Bhutaner.
Dorij Wangmo, 83. Laya, Bhutan.
Dorij Wangmi ist die älteste Einwohnerin Layas. Bevor sie mit 18 heiratete, verbrachte sie ihr Leben als Nomadin in Zelten aus Yakfilz.

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Schon einmal machte sich ein Schriftsteller gemeinsam mit einem Fotografen auf den Weg, um die am stärksten bedrohten Tierarten aufzusuchen. Vier Jahre lang reisten die beiden Engländer um die Welt und schrieben ein Buch darüber: Kommerziell war "Die Letzten ihrer Art" weniger erfolgreich als die berühmten Science-Fiction-Bücher von Douglas Adams. Der Schriftsteller galt als origineller Spaßvogel, doch er war viel ernster als man gemeinhin dachte. Er sagte, kein anderes seiner Bücher hätte ihm solch tiefe Befriedigung verschafft.

Zwanzig Jahre später sind viele der Tierarten, die Adams damals beschrieb, tatsächlich schon ausgestorben. Der blinde Yangtse-Delfin in China zum Beispiel. Und auch Douglas Adams ist mittlerweile verstorben.
Zwanzig Jahre später hat sich wieder ein Paar auf die Suche nach bedrohten Arten begeben. Dieses Mal sind es schon Menschen, die bedroht sind. Der Fotograf Günter Pfannmüller und der Autor Wilhelm Klein haben eigens ein transportables Fotoatelier konstruiert, möglichst leicht, aber ihre gesamte Ausrüstung wog dennoch eine halbe Tonne. Damit reisten sie in das ostafrikanische Rift-Valley, an den Ort, der als Wiege der Menschheit gilt; sie reisten in die abgelegenen Berge des Goldenen Dreiecks im Norden Myanmars und Thailands, in die abgeschiedene Wüste Thar im Nordwesten Indiens und auf die Yakweiden am Fuß der Siebentausender an der Grenze zwischen Tibet und Bhutan.

Sie dokumentierten mit ihren Bildern etwas, dessen Verlust droht: Kulturen, die noch nicht in den Mahlstrom der Uniformierung geraten sind. Die Mursi-Frauen in Äthiopien etwa, die große Tonplatten in der Unterlippe tragen und auch große Ohrplatten mögen. Die Mursi lasssen sich sogar kleine Muschelschalen unter die Haut auf dem Solarplexus setzen, als Zeichen, dass sie starke Schmerzen ertragen können.