Schon einmal machte sich ein Schriftsteller gemeinsam mit einem Fotografen auf den Weg, um die am stärksten bedrohten Tierarten aufzusuchen. Vier Jahre lang reisten die beiden Engländer um die Welt und schrieben ein Buch darüber: Kommerziell war "Die Letzten ihrer Art" weniger erfolgreich als die berühmten Science-Fiction-Bücher von Douglas Adams. Der Schriftsteller galt als origineller Spaßvogel, doch er war viel ernster als man gemeinhin dachte. Er sagte, kein anderes seiner Bücher hätte ihm solch tiefe Befriedigung verschafft.
Zwanzig Jahre später sind viele der Tierarten, die Adams damals beschrieb, tatsächlich schon ausgestorben. Der blinde Yangtse-Delfin in China zum Beispiel. Und auch Douglas Adams ist mittlerweile verstorben.
Zwanzig Jahre später hat sich wieder ein Paar auf die Suche nach bedrohten Arten begeben. Dieses Mal sind es schon Menschen, die bedroht sind. Der Fotograf Günter Pfannmüller und der Autor Wilhelm Klein haben eigens ein transportables Fotoatelier konstruiert, möglichst leicht, aber ihre gesamte Ausrüstung wog dennoch eine halbe Tonne. Damit reisten sie in das ostafrikanische Rift-Valley, an den Ort, der als Wiege der Menschheit gilt; sie reisten in die abgelegenen Berge des Goldenen Dreiecks im Norden Myanmars und Thailands, in die abgeschiedene Wüste Thar im Nordwesten Indiens und auf die Yakweiden am Fuß der Siebentausender an der Grenze zwischen Tibet und Bhutan.
Sie dokumentierten mit ihren Bildern etwas, dessen Verlust droht: Kulturen, die noch nicht in den Mahlstrom der Uniformierung geraten sind. Die Mursi-Frauen in Äthiopien etwa, die große Tonplatten in der Unterlippe tragen und auch große Ohrplatten mögen. Die Mursi lasssen sich sogar kleine Muschelschalen unter die Haut auf dem Solarplexus setzen, als Zeichen, dass sie starke Schmerzen ertragen können.
Eine äthiopische Schönheitsoperation, die uns gemahnt: So wie wir in der
sogenannten westlichen Welt aussehen und leben, so muss man nicht
zwangsläufig aussehen und leben, auch wenn beinahe die ganze Welt schon so aussieht und lebt.