Alles fließt

Was sagt uns die Männermode des Frühjahrs? Ganz klar: Wir leben in einer Zeit des Übergangs.

Man kennt das ja: Irgendwie ist das weiße Hemd zu den schwarzen Jeans in die Wäsche gerutscht und jetzt sieht es aus wie ein Aquarell des Berliner Winterhimmels. So ein unfreiwillig gebatiktes Hemd aber würde perfekt passen zum neuesten Modeaufreger für Männer: dem Farbverlauf, auch Dégradé-Muster genannt. Richtig eingesetzt kann es interessante optische Effekte hervorbringen:

Bei Givenchy etwa hat man das Gefühl, als wäre schwarzer Regen auf ein weißes Sommer-Outfit niedergegangen. Alexander McQueen lässt seine Anzüge von innen her leuchten. Und bei Raf Simons, der diese netten Farbspielereien schon letzten Herbst präsentierte, ist das feine Dégradé diese Saison schon wieder zum groben Airbrush-Gesprenkel mutiert. Seine knielange Weste sieht aus, als hätte Jackson Pollock sie bearbeitet. Wer jetzt zögert, der soll an Michelle Obamas Auftritt in der Wahlnacht denken, da trug sie ein schwarz-rotes Dégradé-Kleid von Narciso Rodriguez. Bleibt die Frage, ob man als Mann so was braucht, um im Gespräch zu bleiben. Dazu sagen wir einfach mal ja, denn Langeweile, die sich als Klassik tarnt, gibt es genug da draußen. Die immer gleichen monochromen Anzüge, die notorischen weißen Hemden. Lasst sie doch einfach mal im Schrank. Oder besser noch: Steckt sie zusammen in die Wäsche. Bei 60 Grad.

(Von links nach rechts: Looks von Raf Simons, Alexander McQueen, Givenchy)