Nur für den Schick, für den Augenblick

Der Wunsch, zeitlose Schönheit zu schaffen, ist im Grunde anmaßend: Wer weiß schon, was morgen sein wird? Schmuck, der sich von selbst auflöst, passt da viel besser ins Hier und Heute.

Dass wir alle irgendwann sterben müssen, ist für uns nur schwer erträglich. Um das zu verdrängen, haben wir uns schon manches einfallen lassen: Auferstehung, Wiedergeburt, Botox, Zellerneuerungskuren. Gern setzen wir unserer Vergänglichkeit auch ein Stückchen Ewigkeit entgegen, in Form von Schmuck aus Diamanten, Gold und Platin. Doch irgendwann gibt es zu jeder Bewegung eine Gegenbewegung – auf unvergängliche Schmuckstücke ist heute kein Verlass mehr. Die niederländische Designerin Greetje van Helmond etwa macht Ketten aus kristallisiertem Zucker, jedes Stück ist einzigartig. Für die Ewigkeit sind die zerbrechlichen Kunstwerke nicht.

Warum auch, so schnell wie sich der Modegeschmack ändert? Die Schwedin Anna Sparr lässt dagegen eine alte Tradition ihres Dorfes wieder aufleben, sie flicht Ohrringe und Armreife aus Haar. So schön, wie sie die Stücke verarbeitet, vergisst man zum Glück, dass abgeschnittenes Haar totes Gewebe ist, das wir sonst lieber im Müll sehen. Am schnellsten vergänglich sind die Eis-Ketten und -Ohrringe von Katharina Ludwig. Doch zumindest hat die Designerin eine ermutigende Botschaft für uns: Weil die Schmuckstücke so flüchtig sind, soll man sie für den Augenblick umso mehr schätzen – nutze den Tag, lautet ihre Botschaft.